Ferruccio war erschöpft. Körperlich, wie auch Mental. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sich seine Gruppe gemeinsam mit ihm weg vom Ort des tragischen Geschehens begeben. Auf der Suche nach dem Ort, wo Akio zuletzt gesehen worden sein sollte, kamen sie am Freudenhaus an, wo Akio und seine Gruppe wohl zuletzt die Gefangenen Frauen befreit hatten.
Dort angekommen war es unmöglich gewesen, dass Chaos, welches an dem Ort entstanden war zu übersehen. Bilder waren von den Wänden gerissen worden, Vasen wurden zerbrochen, Lampen zerstört. Es gab Löcher in den Wänden und der Fußboden war von verschiedenen Flüssigkeiten, wie Blut, Wasser, Speichel und anderen Körperflüssigkeiten beschmiert. Das Chaos schien die Gruppe von Ferruccio zu verfolgen.
Auch wenn es nicht zu laut war, so waren doch Stimmen zu hören, die ihre eigene Situation und ihr eigenes Leben beklagten. Je tiefer die Gruppe in das vermeintliche Freudenhaus rückte, desto mehr klagende Stimmen waren zu hören. Erschrocken und mit einer enormen Emotionalen Ladung aus unterschiedlichen Emotionen schwieg die Gruppe, die weiter nach Hinweisen suchte, die sie voranbringen könnte.
Noch im Hauptgebäude der Rebellen befindlich erfuhr Ferruccio durch eine bekannte von Akio, dass Akios Gruppe wohl auf eine spontane Rettungsmission gesendet worden war. Die Bekannte hatte wohl durch gewisse Umstände erfahren können, dass Akio dabei erhoffte dort auch noch auf die Nymphe zu treffen.
Den weiteren Hinweisen folgend ging Ferruccios Gruppe weiter zum Ort, der sich als letzter bekannter Standort von Akio ergab.
Ferruccio hatte erfahren, dass der Mysteriöse, Namenslose Mann an den Morden beteiligt gewesen war. Aufgrund dessen wurden nun die Rebellen, von denen Akio auch ein Mitglied war nun für Beihilfe zum Mord verdächtigt. Sie versuchten wohl einen Gott der Zerstörung durch diese Morde und ihre Opfergaben an diesen zu beschwören.
Egal ob so etwas nun möglich war wie diesen Gott zu beschwören oder ob dieser Gott der Zerstörung überhaupt existierte, so war die Bedrohung durch diesen Kult, der sich in den Reihen der Rebellen befand doch sehr existent.
Ferruccio und seine Gruppe gingen weiter durch das Chaos, welches wohl durch Akio und seine Gruppe veranstaltet worden war. Ungläubig blickte die Gruppe zu allen Seiten und sah, wie einigen der Frauen langsam der Wahnsinn überkam.
F: „Was ist hier geschehen…"
Die Gruppe stellte sich viele Fragen, doch mussten sie auch vorankommen. Sie gingen durch den Eingangsbereich, der voll von Staub, Splittern aus Holz, Ton und Metall, Körperflüssigkeiten und Hautresten verschmutzt war. Die Türen waren eingetreten und ausgehebelt worden, die Fenster eingeschlagen. Der Geruch von totem Fleisch wurde zunehmend stärker. Ein fauliger Geruch, wie der von verdorbenen Eiern, rostigem, alten Eisen und Fäkalien stieg auf und wurde mit jedem weiteren Schritt in Richtung des Tatorts intensiver.
Sophie bemerkte den Geruch zuerst und musste sich fast übergeben, als der Geruch zum ersten Mal in ihrer Nase aufstieg. Auch für die anderen in der Gruppe war es Übel geworden. Der Geruch war unerträglich und demütigend.
Schon fast im Keller angekommen als der Geruch nun mehr als Eindringlich war, drehte Seika sich nun plötzlich um und rannte wieder aus dem Raum.
Seika hielt sich ihre Hand vor den Mund und würgte mit voller Kraft ihren halben Mageninhalt hoch. Sie presste ihre Lippen zusammen und hielt noch fester mit ihrer linken Hand ihren Mund zu. Sie fiel auf die Knie, doch konnte sie es nicht mehr länger halten. Mit einem gequälten und angeekeltem Gesicht musste sich Seika schlussendlich übergeben.
Vom Geräusch des Erbrechens angewidert überkam nun auch dem Rest der Gruppe ein kaltes Schaudern. Seika atmete schwer und hielt sich auf den Knien am Ausgang sitzend durch das abstützten mit ihrem Arm am Türrahmen noch gerade so oben. Ihr wurde schwindelig und sie wäre fast in ihr eigenes Erbrochenes gefallen.
Doch Kevin rannte schnell zu Seika und hielt ihren Kopf fest, der leicht nach vorne kippte. Er zog sie, an der Hüfte haltend zurück und hob die leichte Seika auf seine Schulter.
Auf Kevins Schulter liegend überkam Seika erneut das kalte Schaudern. Auch Kevin fiel es jetzt noch schwer die Ruhe zu bewahren und nicht zu reihern.
Ferruccio schaffte es durch seine Atemübungen die Ruhe und die Kontrolle über seinen Körper zu bewahren, während er sich die verstümmelten Leichen ansah und wie die Köpfe der Opfer getrennt von ihren Körpern noch immer im Raum herum lagen.
Am Ende des Raumes war noch ein breiter Flur zu finden, wo sich eine große Anzahl an kleinen und großen Käfigen befand. Die Schlösser waren aufgebrochen worden und die Käfige waren fast alle leer. Die Gruppe sah wie sich zwei Frauen todmüde in einem Käfig sitzend umarmten und die jeweils andere vom Einschlafen aufhielten. Ihre Körper waren leicht bekleidet und zitterten.
Am Ende des Flures sah Ferruccio, wie noch immer jemand in Handschellen an der Wand gefesselt mit dem Kopf nach vorne gekippt saß. Ferruccio rannte direkt zur Frau, die aussah, als könnte sie jeden Moment sterben. Sophie sah, wie Ferruccio zur Frau rannte und kam direkt mit. Ohne weiter Nachzudenken, nutze Ferruccio seine Lichtmagie, um damit die Fesseln der Frau von der Wand zu lösen. Er ließ die Ketten, die sie an der Wand hielten durch seine Lichtmagie sichtlich schmelzen.
Die Frau wachte auf und ergriff sofort den Arm von Ferruccio, der Instinktiv nach hinten auswich. Die Frau hob ihren Kopf und ihre langen schwarzen Haare, die ihr Gesicht verdeckten flogen nach hinten. Sie sprach direkt zu Ferruccio:
?: „Was hast du getan? Wieso hast du das getan? Er ist nicht mehr hier!"
Ferruccio erschrak.
F: „Sie sind nicht mehr an diesen Ort gebunden. Sie können wieder gehen. Nichts hält sie mehr hier! Der Geruch und Anblick der Toten wird sie nur Todeskrank machen. Gehen sie schnell, bevor es noch schlimmer wird."
Doch die Frau reagiert nicht, wie Ferruccio es erwartet hatte:
?: „Sie Monster! Ich bin an diesen Ort gebunden. Es ist ein Heiliger Ort. Ich kann ihn nicht verlassen! Aber es ist nun auch viel mehr egal…Er war hier und hatte uns befreit…"
F: „Wer? Wer hat euch befreit? Reden sie von Akio? Hat Akio das hier…"
?: „Akio! Sein Name war Akio, ja. Er hat uns befreit und für uns die Nymphe, unsere Herrscherin und Göttin zurückgeholt. Er hat sie und damit uns befreit. So wie es sein sollte. So wie die Liebe frei sein sollte, so sind nun auch wir frei."
F: „Sie spinnen wohl! Ihr ganzes Leben steht noch vor ihnen. Wir sind jetzt hier. Sie müssen hier nicht bleiben!"
?: „So sage ich ihnen doch mit meinem Namen SONARA, dass ich an diesen Ort gebunden bin. Ich bin hier geboren und ich werde hier auch sterben. So will es unsere Göttin."
Sophie ballt ihre Faust, bereit dazu Sonara ihre Meinung zu geigen. Sie tritt vor Ferruccio direkt vor die Augen von Sonara und zeigt ihr die Faust.
?: „Sind sie wirklich so dumm? Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass sie irgendwen damit überzeugen können. Wir werden sicherlich niemand mehr hier sterben lassen! Ich lasse es nicht zu! Sie werden mit uns mitkommen, ob sie es wollen oder nicht! Ich habe genug davon, dass sie selbst nicht wissen, was ein Leben wert ist!"
S: „So schöne Worte, von so einer schönen Frau. Ich bin wahrlich neidisch auf dich mein Kind. Doch ist es nicht mein Wille, der zählt, sondern der meiner Göttin. Ich bin in ihrem Namen geboren und ich werde…"
So: „Sie werden hier nicht sterben! Ich lasse das nicht zu!"
S: „Es ist nicht ihr Schicksal mich zu retten, es ist nur mein Schicksal hier zu sterben, wie mir angeordnet."
So: „NEIN! Sie werden nicht…"
Ferruccio unterbricht Sophie, die nun wieder kalte Tränen fließen lässt.
F: „Sophie…"
So: „Hah?"
F: „…Lass es gut sein. Du kannst nicht über das Schicksal eines anderen entscheiden. Niemand kann das."
So: „Aber…"
F: „Wenn es ihr Wille ist, dann können wir nichts machen. Sie hat sich bereits entschieden. Man kann keinem Menschen das Leben aufzwingen, es wäre nicht gut und vor allem nicht echt."
Sophie blickt wieder auf Sonara, die ihr ein leichtes, aber liebliches Lächeln schenkt.
S: „So viel Liebe von nur einem Menschen allein. So viel Liebe und Fürsorge für die Schwachen. Wäre ich nicht durch die Göttin gesehen, wäre ich ihnen wohl auch schon längst verfallen. Sie sind wahrlich wie die Göttin selbst!"
Sophie dreht sich um und schluchzt leise und murmelt vor sich hin:
S: „So eine Scheiße! Wieso wirkt es nicht, wenn ich es gerade am dringendsten brauche?"
Ferruccio steht nun wieder vor Sonara, die noch immer ein sanftes, aber auch trauriges Lächeln auf den Lippen trägt.
F: „Wohin sind sie gegangen? Wo ist mein Sohn Akio?"
S: „Auf der Suche nach der Liebe führen viele Wege an das Ziel, welches man nicht erreichen kann. Nur das Mal gewährt Zugang zum Ort, der für den Rest verborgen bleibt. Ein Sohn auf der Suche nach Verständnis und Anerkennung begeht einen dunklen Pfad, um die Liebe zu empfangen und seine Sehnsüchte zu erfüllen."
F: „Du kannst unmöglich dabei von Akio reden. Er ist nicht so…"
Unsicher beißt sich Ferruccio leicht auf die Unterlippe. Von Fragen, Ängsten und Gedanken belagert kann Ferruccio seinen Blick kaum fokussieren. Er atmet wieder schwer durch. „Puhh…"
Er wendet sich wieder an Sonara.
F: „Wissen sie, wo er als nächstes hinwollte?"
S: „Er hatte seinen Weg zur Göttin gefunden. Sie ist nun frei. Ihre Liebe wird diese Welt nun wieder erreichen. Das Mal des Auserwählten glüht in seiner Pracht und Liebe."
Sophie spürt wie ein drückendes Gefühl ihr Herz belagert.
?: „Sophie..."
Sophie schaut an die Decke. Nach Links. Rechts. Das war Akios Stimme. Wo ist Akio?
So: „Ferruccio! Ich habe Akios Stimme gehört! Er muss hier irgendwo sein!"
F: „Was…Wo? Sonara, stimmt das? Ist Akio hier?"
S: „Er ist nicht an diesem Ort, der die Liebe der Nymphe verkörpert."
So: „Aber ich habe ihn doch ganz deutlich gehört. Er war hier. Es war fast so, als hätte er mir direkt ins Ohr gesprochen."
S: „Oh wahrlich wie eine Göttin der Liebe! Spürst die entfernte Liebe eines Gegenüber auch aus weitester Entfernung. Die Gabe der Göttin ist dein Mal, deine Fähigkeit."
So: „Was soll das heißen?"
S: „Du hörst die Stimmen der Liebenden, wie auch einst die erste Nymphe."
Entgeistert und verwirrt blickt Sophie in die Leere. Ihre Pupillen werden kleiner und ihr Mund zittert leicht.
So: „Was? Ich bin doch keine…"
S: „Sein Schicksal kann man nicht verneinen. Du kannst eine Göttin werden, wie auch meine Göttin selbst."
So: „Nein…Ich bin keine…"
F: „SONARA! Wo ist Akio?"
S: „Ihr wisst bereits alles, was auch ich weiß. Ich habe meine Aufgabe erfüllt und die Nymphe ist nun wieder frei. Es war mir eine Freude und eine Ehre die neue Göttin der Liebe getroffen zu haben. Seid gesegnet werte Nymphe."
Sonara schließt ihre Augen und senkt ihren Kopf erneut. Leise spricht sie etwas vor sich hin:
„…Segen…Liebe…Reinheit…Licht…Feuer…Ich bin…Bis zum Ende."
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