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17.93% Threats of Fate (Ger) / Chapter 19: Eine Frage der Zeit

Chapter 19: Eine Frage der Zeit

Kapitel 1: Eine Frage der Zeit

Kiyomi und Akio kamen endlich zuhause an, nachdem sie vor dem merkwürdigen Mann geflohen waren. Akio konnte nicht begreifen, warum seine Mutter so heftig reagiert hatte. Der Mann hatte doch nur nach einer „Seika" gefragt. Wieso hatte Mama so überreagiert? Und warum hatte er sie überhaupt so genannt? Das war doch nicht ihr Name.

 

Kaum hatten sie die Wohnung betreten, wandte sich Akio mit drängender Neugier an seine Mutter.

 

„Mama, wer war das?" fragte er.

 

Kiyomi blieb einen Moment still, bevor sie antwortete: „Niemand, Akio."

„Hä? Wie niemand?"

„Es ist nicht wichtig." Ihre Stimme war fest. „Vergiss ihn."

Akio ließ nicht locker. „Aber wieso hat er dich Seika genannt?"

Kiyomi hielt inne und sah ihn kurz an. „Er ist wohl nur ein verwirrter alter Mann."

„Aber warum haben wir ihm nicht geholfen?"

„Weil…" Sie stockte, bevor sie leise hinzufügte: „Er keine Hilfe verdient hat."

„Aber warum?"

 

Kiyomi hob die Hand. „Genug jetzt, Akio. Ich will darüber nicht reden."

 

Doch Akio ließ nicht locker: „War er dein Papa?"

Kiyomis Augen verengten sich, und ihre Stimme wurde scharf. „Wie oft noch? Nein, ich kenne ihn nicht!"

„Aber du hast gesagt, er kommt aus der Hölle."

„Das war… nur ein Spruch." Ihre Stimme zitterte leicht, als sie sprach. „Niemand kommt wirklich aus der Hölle. Merk dir das."

„Also kommst du auch nicht aus der Hölle, Mama?" fragte Akio unschuldig.

Kiyomi presste die Lippen zusammen und seufzte tief. „Sowas fragt man nicht, Akio."

„Aber du hast doch auch gesagt, er soll in die Hölle zurück."

Kiyomi wirkte kurz überfordert, dann setzte sie zu einer Erklärung an. „Das ist… ein Insider, ja genau. Leute aus meiner Kultur sagen sowas, wenn sie sich verabschieden."

„Also hast du das auch zu Papa gesagt?"

 

Kiyomi wurde blass. „Nein, niemals."

„Hast du dich nicht verabschiedet von Papa?"

 

Sie rang nach Worten. „Das macht man nur, wenn beide aus derselben Kultur kommen."

„Also ist Papa nicht aus deiner Kultur?"

Kiyomi nickte hastig. „Richtig. Er ist aus einer anderen."

„Und wieso hast du ihn dann geheiratet?"

Kiyomi rieb sich die Schläfen. „Akio, du stellst gerade zu viele Fragen. Wollen wir nicht etwas essen und Fernsehen?"

„Fernsehen?" Akio war überrascht, doch seine Augen leuchteten auf. „Ja, Fernseher!"

 

Kiyomi atmete auf, als Akio abgelenkt war. Doch die innere Unruhe ließ sie nicht los. Ihre Gedanken rasten. *Was erzähle ich da? Hölle? Kultur? Wie soll ich ihm das alles erklären?*

 

Doch dann setzte sie sich zu Akio, der gerade den Fernseher eingeschaltet hatte. „Hör mal, Akio," begann sie vorsichtig. „Es stimmt nicht ganz, was ich gesagt habe."

 

Akio drehte sich zu ihr. „Was meinst du?"

„Die Sache mit der Hölle… das war nicht wahr."

„Also hast du gelogen?"

Kiyomi nickte zögernd. „Ja. Es war… eine Notlüge."

„Notlüge?" Akio sah sie neugierig an. „Sowas erzählst du doch ständig."

„Was?" Kiyomi hob die Augenbrauen. „Tue ich das?"

„Ja. Du sagst das manchmal einfach so."

 

Kiyomi seufzte und strich ihm durchs Haar. „Akio, die Sache mit der Hölle ist eigentlich so: Nur böse Menschen kommen dahin."

 

„Also war der Mann böse?"

„Ja," sagte Kiyomi schnell. „Er war sehr böse."

Akio runzelte die Stirn. „Woher weißt du das?"

„Ich kann so etwas spüren." Ihre Stimme klang fast wie ein Flüstern. „Es ist wie… ein Bauchgefühl."

„Bauchgefühl?" Akio legte den Kopf schief. „Hast du dann auch Stimmen im Kopf?"

Kiyomi erstarrte. „Von welchen Stimmen redest du?"

„Ich habe zwei," erklärte Akio ruhig. „Meine eigene Stimme, zum Denken. Und dann... seine Stimme."

„Welche Stimme?" Kiyomi lehnte sich unwillkürlich näher zu ihm.

„Seine," wiederholte Akio. „Er ist immer noch da."

„Du meinst… diese Stimme, die dich zu Dingen zwingen wollte?" fragte Kiyomi, ihre Stimme jetzt gedämpfter.

Akio nickte langsam. „Ja. Aber er hilft mir. Er sagt mir, was ich machen soll."

„Aber er wollte doch, dass du jemanden verletzt."

„Nein," widersprach Akio. „Er hat zugestimmt. Und... es hat sich eigentlich gut angefühlt, Kevin zu würgen."

 

Kiyomi zog scharf die Luft ein. „Was meinst du damit, dass es sich gut angefühlt hat?"

„Ich wollte Kevin am Boden sehen," sagte Akio leise. „Und die Stimme hat mir gesagt, ich soll es tun. Also habe ich es getan."

Kiyomi fühlte, wie ihr die Worte fehlten. „Aber du hast doch geweint. Du hast gesagt, dass du es nicht wolltest."

Akio blinzelte sie an. „Habe ich? Ich weiß nicht mehr. Es fühlte sich… gut an."

Kiyomi starrte ihn an, ihr Herz schwer vor Sorge. *Hat er diese Erinnerung verdrängt?* fragte sie sich. *Oder war es nicht er, der das wollte?*

Akio bemerkte ihre Nachdenklichkeit. „Mama, was ist los?"

Sie schüttelte leicht den Kopf und lächelte schwach. „Es ist nichts, Schatz. Ich musste nur gerade über etwas nachdenken."

„Geht der Mann jetzt wirklich in die Hölle?" fragte Akio plötzlich.

Kiyomi schloss kurz die Augen. „Bitte, lass uns heute nicht mehr darüber reden, Akio. Mir wird schon wieder schlecht."

Akio sprang auf. „Leg dich hin, Mama! Ich hole dir was Warmes zu trinken."

 

Kiyomi sah ihm nach, während er in die Küche rannte. Ein bittersüßes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann, Akio," murmelte sie leise. „Aber nicht heute. Nicht jetzt. Und ich werde alles tun, damit du diesen Mann niemals kennenlernen musst."


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