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1.28% Der verlorene Kumpel / Chapter 2: Ein einsamer Wolf

Chapter 2: Ein einsamer Wolf

Die achtzehnjährige Anne saß in ihrer letzten Schulstunde und warf alle paar Minuten verstohlene Blicke zur Uhr. Sie vernahm das leise Summen der Aufregung, das die Schule erfüllte. Das nahende Mondfest und der Paarungsball waren in aller Munde.

Endlich läutete die Glocke. Anne packte eilends ihre Bücher, schwang ihre Tasche über die Schulter und trat in den Flur, wo sofort ihre beste Freundin Nicky auftauchte.

"Hey, Anne!" quiekte Nicky, ihre Augen funkelnd vor Freude. "Kannst du glauben, dass bald das Mondfest und der Paarungsball sind? Ich bin so aufgeregt!"

Anne lächelte, aber eine Spur Zögern lag in ihrem Blick. "Ja, das ist momentan das große Thema. Ich weiß nur nicht, was ich davon halten soll."

Nicky stupste sie spielerisch an. "Na komm, ein bisschen gespannt, deinen Gefährten zu finden, bist du doch auch, oder?"

Anne zuckte mit den Schultern. "Mag sein. Es ist nur ein großer Druck. Was, wenn mein Gefährte nicht so ist, wie ich es mir vorstelle? Oder noch schlimmer, wenn ich ihn überhaupt nicht finde?"

Nicky lachte. "Du denkst zu viel nach, wie immer. Schlimmer als Jessicas ewige Angeberei, sie würde Alpha Damien erobern, wird es schon nicht werden."

Anne verdrehte die Augen. "Ach, bitte erinner mich nicht. Sie ist in letzter Zeit unausstehlich."

"Kann man ihr verdenken?" neckte Nicky. "Alpha Damien vom Blood Moon Rudel soll ja der attraktivste und reichste Alpha sein. Jede ungebundene Wölfin ist hinter ihm her."

Anne lachte. "Und was, wenn er ein totaler Idiot ist?"

Nicky grinsend: "Dann wäre er ja perfekt für Jessica!"

Anne prustete vor Lachen. Sie gab es zwar nie zu, aber im Herzen sehnte sie sich nach ihrem Gefährten. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie sich so einsam gefühlt, sie wünschte sich, ihren Gefährten zu finden, um endlich eine eigene Familie zu haben. Sie war enttäuscht, dass sie nach ihrem 18. Geburtstag weder in ihrer Schule noch im Rudel auf jemanden fixiert war, was bedeutete, dass ihr Gefährte irgendwo da draußen sein musste. Diese Rudelbälle waren ihre einzige Chance.

Die beiden Freundinnen plauderten und lachten, während sie zum Fußballfeld schlenderten. Je näher sie kamen, desto lauter wurden die Anfeuerungsrufe und das Stomping der Füße.

"Lass uns mal beim Training von Aaron vorbeischauen", schlug Nicky vor. "Er freut sich bestimmt, uns zu sehen."

Anne nickte. "Ja, lass uns hingehen."

Aaron, der Sohn des momentanen Betas, war nicht nur bei den Mädchen beliebt, er war auch ein aufrichtiger Freund von Anne. Seit ihrer Kindheit waren sie befreundet, und er brachte sie immer zum Lachen.

Am Spielfeld angekommen, sahen sie Aaron inmitten des Trainings - mit präzisen und kraftvollen Bewegungen zog er seine Bahnen. Als er sie sah, winkte er und breitete ein großes Grinsen auf seinem Gesicht aus.

Um sie herum erklangen Jubel und das rhythmische Klopfen auf den Boden - Aaron war wie gewohnt in Bestform und führte sein Team mit Energie und Genauigkeit an.

"Los, Aaron!", rief Nicky und klatschte in die Hände. Anne stimmte ein, froh, ihren Freund im Mittelpunkt zu sehen.

Ihre gemeinsame Freude wurde jedoch durch das Auftauchen einer Gruppe von Mädchen durchbrochen, die von Jessica angeführt wurden. Die Tochter des Alphas und Cheerleaderin marschierte stolz mit ihrer Gruppe zur Tribüne.

"Rate mal, wer da ist", murmelte Nicky unter ihrem Atem. Anne seufzte, wissend, dass Ärger drohte.

Jessica positionierte sich in der Mitte der Tribüne, ihre Freunde direkt neben ihr. Ohne Umschweife fuhr sie fort, von ihrem Lieblingsthema zu erzählen.

"Wie ich schon sagte, Damien gehört praktisch schon mir", prahlte Jessica laut genug, damit es jeder hörte. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir offiziell gepaart sind. Wer sonst wäre seiner würdig?"

Nicky verdrehte die Augen. "Sie wird nie müde, darüber zu reden, oder?"

Anne zuckte mit den Schultern, bemüht, die Bemerkungen zu ignorieren. "Lass es einfach gut sein, Nicky."

Jessicas Blick wanderte durch die Menge und blieb an Anne hängen. Ihre Augen verengten sich, und ein gemeines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

"Anne!", rief sie mit gespielter Herzlichkeit. "Könntest du nicht so nett sein und mir etwas Saft holen? Es ist so furchtbar heiß hier draußen."

Anne stand ohne ein Wort auf, nickte gehorsam und sagte: "Natürlich, Jessica."

Nicky zog die Stirn kraus und stand auf, um Anne zu folgen. "Ich verstehe nicht, warum du dich von ihr so behandeln lässt. Das ist nicht richtig."

Auf dem Weg zur Snackbar seufzte Anne. "Als Omega ist es meine Pflicht, Nicky. Außerdem ist es leichter, einfach zu tun, was sie verlangt."

Nicky grummelte: "Quatsch, das ist. Du bist eine Beta von Geburt. Dein Vater war der Beta. Jessica ist einfach nur neidisch, weil du hübscher und talentierter bist, als sie jemals sein wird."

Anne lachte leise. "Danke für die Schmeichelei.""Nein, ich schmeichle dir nicht, das ist die Wahrheit – du bist wirklich die Schönste im ganzen Rudel. Ist dir noch nie aufgefallen, wie die Jungs dich immer ansehen?", sagte Anne und strich sich ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem langen Zopf gelöst hatten. Ihre grünen Augen funkelten vor Vergnügen. "Ich werde wohl in Zukunft genauer darauf achten müssen", erwiderte sie mit einem Grinsen.

Annes Schönheit war unbestritten. Sie hatte einen einwandfreien Teint, eine schlanke, hohe Figur und eine Anmut in ihren Bewegungen, die alle um sie herum in ihren Bann zu ziehen schienen. Ihr Markenzeichen jedoch war ihr langes Haar, das ihr das Aussehen einer Waldnymphe verlieh.

Am Imbissstand angekommen, bestellte sie einen Saft für Jessica. Während sie warteten, setzte Nicky ihre Schelte fort: "Ich meine es ernst, Anne – du solltest dich nicht von ihr so behandeln lassen. Nur weil sie die Tochter des Alphas ist, heißt das nicht, dass sie das Recht hat, dich wie Dreck zu behandeln. Du hast jedes Recht, dich zu wehren."

Anne lächelte über den leidenschaftlichen Einsatz ihrer Freundin. "Ich weiß es wirklich zu schätzen, Nicky. Aber manchmal ist es einfacher, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen."

Nicky schüttelte den Kopf, offensichtlich frustriert.

Zurück auf der Tribüne reichte Anne Jessica den Saft, die ihn ohne Dank entgegennahm. Anne nahm wieder neben Nicky Platz und versuchte, sich erneut auf das Spiel zu konzentrieren.

Nach dem Training spazierten Anne, Nicky und Aaron den von Bäumen gesäumten Pfad entlang, weg von der Schule. Die Sonne ging unter und tauchte die Umgebung in ein warmes, goldenes Licht. Nicky ließ ihrem Ärger freien Lauf: "Jessica ist wirklich unerträglich. Wenn ich noch einmal hören muss, wie sie zu Alpha Damien gepaart wird, könnte ich laut losbrüllen."

Aaron lachte und schüttelte den Kopf. "Hat sie dich wieder genervt, Anne?"

Anne seufzte, lächelte jedoch. "Eigentlich nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, von ihrer Zukunft mit Damien zu träumen, um mich heute zu stören."

Mit einem tiefen herzhaften Lachen antwortete Aaron: "Damien, was? Sie hat wirklich große Hoffnungen. Er ist nicht einfach nur ein Alpha."

Anne sah ihn neugierig an. "Was meinst du damit?"

In Aarons Augen blitzte es amüsiert auf. "Damien ist der Alpha-Prinz. Wenn er das Blutmond-Rudel übernimmt, wird er der Alpha aller Alphas sein. Das Blutmond-Rudel ist das mächtigste Rudel überhaupt."

Nickys Augen weiteten sich. "Alpha aller Alphas? Das klingt... intensiv. Was macht das Blutmond-Rudel so mächtig?"

Aaron genoss sichtlich seine Rolle als Erzähler. "Nun ja, dazu gibt es eine lange Geschichte. Das Blutmond-Rudel besteht schon seit Jahrhunderten. Es ist das größte Rudel mit dem weitreichendsten Territorium und den stärksten Kriegern. Die führende Alphalinie war immer außergewöhnlich mächtig, sowohl was körperliche Stärke als auch Führungsqualitäten betrifft. Und ich habe gehört, er soll auch sehr attraktiv sein. Er hat gerade das College abgeschlossen und ist jetzt auf der Suche nach einer Gefährtin."

Nicky nickte beeindruckt. "Kein Wunder, dass alle Mädchen hinter Damien her sind. Es geht nicht nur um sein Aussehen oder seinen Reichtum. Er hat echtes Ansehen."

"Aaron nickte. "Ja, er ist schon ungewöhnlich einflussreich, auch wenn er noch nicht die Rolle des leitenden Alphas übernommen hat. Jeder weiß, dass er der nächste in der Linie ist, und nach allem, was ich gehört habe, ist er mehr als bereit für diese Rolle."

"Glaubst du, wir werden ihn beim Paarungsball treffen, Anne?"

Anne zuckte die Schultern, bemüht, lässig zu klingen. "Vielleicht, aber ich bezweifle es. Die Alphas haben ihre eigene Feier. Da sind wir nicht eingeladen."

Nicky machte ein schmollendes Gesicht. "Das ist so ungerecht! Warum haben die ihre eigene Party?"

Aaron grinste schelmisch. "Wenn ihr wirklich hinwollt, könnte ich euch vielleicht reinschmuggeln."

Nicky's Augen leuchteten auf. "Wirklich? Würdest du das für uns tun?"

Anne lachte und schüttelte den Kopf. "Ich schätze dein Angebot, Aaron, aber ich denke nicht, dass das klug wäre. Erwischt zu werden bedeutete eine Katastrophe."

Aaron zuckte mit den Schultern, sein Grinsen wurde noch breiter. "Nicht das erste Mal, dass wir zusammen Ärger bekommen. Erinnerst du dich, als wir uns in das Treffen der Alphas geschlichen haben, um zu lauschen?"

Anne schmunzelte zu der Erinnerung. "Wie könnte ich das vergessen? Wir hatten Hausarrest für einen Monat."

Nicky kicherte. "Aber es hat sich gelohnt. Was wir alles in jener Nacht an Klatsch erfahren haben! Stell dir nur vor, welche saftigen Details wir auf der Alpha-Party aufschnappen könnten."

Anne rollte mit den Augen, konnte sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. "Okay, aber wenn wir erwischt werden, bist du dran", warnte Anne spielerisch.

Aaron zwinkerte. "Abgemacht."


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