„Rebecca - warum hast du mich gerettet? Jetzt wird dich das die Luna oder Beatrix wieder wochenlang büßen lassen" weint die kleine Ilvy, die ich schon seit dem Waisenhaus kenne und der ich schon oft aus dem Schlamassel geholfen haben - ein kleiner Tollpatsch eben.
„Ich lasse nicht zu, dass dich Beatrix für ein zerbrochenes Glas schlägt" sage ich zu ihr „und ich bin es gewohnt mit den Beiden umzugehen! Das ist mein täglich Brot. Jetzt lauf nach Hause, sonst werden wir beide dafür bezahlen" rede ich auf sie ein und schiebe sie schon bei der Haustüre hinaus. In ihrem Schock flüstert sie nur mehr „Danke… nach Hause, ja" und ich hoffe sie macht sich sofort auf den Weg. Beatrix kann sich sicher morgen schon nicht mehr an sie erinnern, vor allem wenn sie ihre Wut an mir auslassen kann - ich bin bereit.
Keine 5 Minuten später kommt Beatrix schon um die Ecke und stürmt auf mich zu.
„Du!!! Mich so zu blamieren vor meinem zukünftigen Ehemann, wie kannst du es wagen?" Sie zieht mich an meinem langen Zopf und schleudert mich zu Boden. Blöde Wolfskraft. Ich lande hart auf meiner schon lädierten Seite und kann nur mit Mühe einen Schmerzensschrei unterdrücken.
„Ich werde dafür sorgen, dass du die nächsten Tage noch weist, wie wenig Wert du bist und was es heißt sich mir in den Weg zu stellen" knurrt sie und ich versuche so gut es geht meinen Kopf zu schützen, während sie zu mir stürmt und mich wieder mit ihren Highheels tritt.
Obwohl ich ihre Misshandlungen gewöhnt bin, frage ich mich dennoch wieder, warum ich eine schwache Omegawölfin bin, die sich von Natur aus nicht wehrt und wieviele Schmerzen ich noch ertragen muss, bis ich ein normales Leben führen kann.
Während ich die Tritte über mich ergehen lasse und Beatrix Schreie ausblende, höre ich ein lautes Knurren am anderen Ende der Eingangshalle.
„Was soll das werden? Hör sofort auf damit" vernehme ich eine Stimme, die mir bekannt vorkommt.
„Alpha Elias, was machen sie hier?" ruft Beatrix erschrocken, wobei sie endlich aufhört mich zu treten und ich zu Atem komme.
„Ich rette heute anscheinend ein wichtiges Leben" spricht er zornig und geht bedrohlich auf Beatrix zu.
„Was gibt dir das recht, jemanden aus deinem eigenen Rudel so zu verletzen"? Spricht er erneut und kommt auf mich zu. Ich lasse meinen Kopf demütig hängen - nicht dass ich zu etwas anderen in der Lage gewesen wäre - und kämpfe damit, die schwarzen Punkte aus meiner Sicht zu vertreiben.
„Aber sie hat sich mir widersetzt, ich dulde keinen Ungehorsam unter meiner Dienerschaft" versucht sich Beatrix zu verteidigen.
„Verschwinde, bevor ich dir selber eine Kostprobe von deiner Behandlungsmethode gebe" spricht er nochmal bedrohlich und Beatrix dampft nach einem wütenden Schnauben laut stöckelnd ab.
Ich liege noch immer in Embryostellung da und halte meinen schmerzenden Bauch, als sich der Alpha nähert und sich runter zu mir beugt.
„Es ist vorbei - ich werde einen Arzt holen und dich vor dieser Furie beschützen" sagt er sanft und ich zucke ungewollt bei seiner Berührung zusammen. Nicht dass diese Berührung unangenehm gewesen wäre, nein im Gegenteil, es war sehr warm und angenehm. Während er versucht mich hochzuheben kann ich ein schmerzhaftes Stöhnen nicht unterdrücken. Er flucht leise und fragt: „Geht es so? Wie heißt du eigentlich?" Ich bemühe mich zu sprechen, weil es unhöflich wäre dem Alpha nicht zu gehorchen und keuche:
„Rebecca. Danke…. Alpha Elias" bringe ich hervor, wobei die vielen schwarzen Punkte mehr werden und auf einmal alles um mich herum schwarz wird. Das letzte Mal, als ich in Ohnmacht fiel war noch gar nicht all zu lange her.
- Flashback-
„Du Missgeburt einer Omega! Du hast meinen Lieblingshandspiegel zerbrochen! Den hab ich von meiner Tante geerbt, der Spiegel einer Wolfs- Prinzessin, der ist unersetzbar! Das wirst du mir büßen"! Kreischt Beatrix und ich kann vor lauter Schreck nur zurückweichen und fest auf den Boden vor mir Blicken.
„Es tut mir leid, es war nicht meine Absicht, ich wollte nur die Stoffe verräumen und darauf lag…"
„Sei still! Es ist mir egal was für Ausreden du hast, er ist kaputt und du wirst jetzt dafür bezahlen" schreit sie weiter und stürzt schon auf mich zu. In der Hand hält sie den zerbrochenen Spiegel und schlägt auf mich ein, die andere Hand ist zur Faust geformt und mit Händen und Füßen beginnt sie ihre Wut an mich auszulassen. Beatrix hatte schon immer Aggressionsprobleme, doch in letzter Zeit habe ich das Gefühl sie zuckt wegen jeder Kleinigkeit aus. Da ich gestern schon von der Luna mit dem Stock geschlagen wurde, weil ich beim Einkaufen etwas vergessen hatte und schon seit 2 Tagen nichts gegessen und kaum geschlafen habe, weil die Luna das nicht wollte, bin ich heute am Ende meiner Kraft und ich fühle, wie ich ohnmächtig werde. Dabei denke ich noch, dass es gar nicht so schlimm wäre, nie mehr aufzuwachen und ich begrüße die Schwärze, denn so hören auch die Schmerzen auf.
Als ich damals aufwachte, war ich in meinem Zimmer oder im Kellerraum, wie man ihn eher nennen kann und lag auf der alten Matratze - denn ein Bett hatte ich nicht. Die Matratze war damals schon da, so wie ein kleiner alter Schrank, wo die Schranktüren kaputt sind und ein kleiner Tisch, der nurmehr 3 Beine hat. Unten im Keller gibt es auch eine alte Dusche die ich nutze, wo zwar nur kaltes Wasser fließt aber besser als nichts und es befinden sich auch die Wäscheräume und der Kerker auf der selben Etage.
Als ich mich damals notdürftig zusammenflickte, denn in ein Krankenhaus durfte ich sowieso nie weil das ein schlechtes Licht auf die Alphafamilie wirft, schwor ich mir, dass ich bald weglaufen würde - denn alles ist besser als diese Misshandlungen. Gottseidank hab ich mich schon immer für Medizin interessiert und so wusste ich, welche Kräuter und Salben ich für meinen geschundenen Körper brauchte und in den Wäscheräumen fand ich Verbandsmaterial, dass ich schnell auskochte. So überlebte ich, obwohl mich meine Wölfin nicht mehr heilen konnte, aber mein Plan zur baldigen Flucht gab mir die Energie wieder weiterzumachen und ließ mich meine Zähne zusammenbeißen.