Cassandra riss sich ein Schwert von der Wand der Arena und nahm ihre Stellung ein. Es war ihrer mittleren Schwester Lotus zu verdanken, dass sie einen passablen Schwertkampflehrer gefunden hatte, um einige ordentliche Techniken zu erlernen. Die einzige Person an diesem verfluchten Ort, die sie wie einen Menschen behandelte.
Siroos tat es ihr gleich, ergriff ein Langschwert und forderte sie mit seiner freien Hand heraus. Er stand groß und fest, seine sonnengebräunte Haut funkelte unter der sterbenden Sonne, als er sie mit verzerrter Stimme herausforderte: „Zeigen wir mal, aus welchem Holz du geschnitzt bist."
Cassandra trug ein ordentliches Kleid, keineswegs geeignet für einen Zweikampf. Doch die Gelegenheit sich umzuziehen hatte sie nicht gehabt, also musste es genügen.
Sie standen sich gegenüber, Cassandra war entschlossen, während Siroos selbstgefällig schmunzelte.
Mit einem Stoß führte sie das Schwert auf Siroos' Hals zu. Sie setzte zu einem Sprung an und zielte auf seine Halsschlagader, aber er war schneller, geschickter auf den Beinen.
Sein Schwert klingelte gegen ihres, wich ihrem Angriff aus und entkräftete ihn. Gleichzeitig war er leicht überrascht von der Kraft, die sie hinter ihrem Hieb legte. Für jemanden, der so zerbrechlich aussah, beherrschte sie die Kunst des Schwertkampfes.
„Gar nicht schlecht", erklärte er, leicht beeindruckt, seine Augen schimmerten vor Anerkennung.
„Hm!" Sie ließ ihre Deckung nicht sinken.
Cassandra hatte erneut Position bezogen, das Schwert schwang in ihrer Hand, als sie sich darauf vorbereitete, jetzt einen Angriff auf seine Rippen zu starten. Der weiche Punkt, der zwischen den Rippen und dem Bauch lag.
Siroos sah, dass sie wusste, auf welche Stellen sie aus war, noch etwas mehr Training, und sie könnte eine ausgebildete Kämpferin sein. Er sprang gerade noch rechtzeitig zurück, um ihrem Schlag zu entgehen.
Erneut schlug sie auf ihn ein, das Schwert zischte durch die Luft. Siroos parierte mit seinem und das Klirren ihrer Schwerter setzte sich fort.
Cassandra biss die Zähne zusammen, während Siroos vergleichsweise gelöst blieb.
Sie beugte sich tief hinunter und zielte diesmal auf seine bloßen Beine, bewegte sich schnell im 360-Grad-Winkel. Ihr Schwert wirbelte wie ein Stahlwirbelwind.
Siroos sprang hoch und entkam ihrem Angriff zum wiederholten Mal, die Klinge schnitt nur Luft. Sein Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter; ihre Fertigkeiten hatten ihn verblüfft.
Kassandra hingegen verlor keine Sekunde, sie wusste, dass in einem Duell bereits ein Wimpernschlag über Leben und Tod entscheiden konnte.
Sie richtete sich auf und griff ihn mit schnellen Schlägen an, doch Siroos war vorbereitet. Er wich nach links aus, Cassandra folgte, doch er drehte sich schnell nach rechts und überraschte sie.
Als er die Lücke fand, die er suchte, lenkte er die Spitze seines Schwerts auf ihren schlanken, ungeschützten Hals. Mit einem schnellen Griff um ihre Taille wirbelte er sie herum und fing sie in seinen kräftig muskulösen Armen auf.
Ihr Rücken stieß gegen seine Brust, durch Schichten von Muskeln hindurch. Ihr Atem wurde ihr fast geraubt. Cassandra versuchte, ihr Schwert über den Kopf zu heben, um einen Schlag auszuführen, doch er ahnte ihre Bewegung voraus und ergriff ihr Handgelenk.
Der Griff war so fest und stark, dass es brechen könnte, wenn er genug Druck ausübte, doch sie spürte, dass er sanft zu ihr war. Er entwand ihr das Schwert aus der Hand und es fiel zu Boden, wo es leise klirrte.
„Beeindruckend."
Er schielte über ihre Schulter, das Korsett und das unpassende Kleid ließen einen Teil ihrer Brust hervorquellen. Ihr Atem stockte, als sie um Luft rang, und Schweißperlen liefen ihr zwischen dem Dekolleté hinunter wie Perlen. Es störte ihn nicht, aber sie wand sich in seinem Griff wie ein im Haken gefangener Fisch.
Sie war sich seiner begehrlichen Augen, die sie fixierten, schmerzlich bewusst und verstand die Doppeldeutigkeit seiner Worte.
Jedes Mal, wenn er sie berührte, verlor ihr Körper die Kontrolle. Sie ersehnte seine rauen Hände auf ihrer bloßen Haut, streichelnd. Die Scham ihrer Gedanken ließ sie erröten wie eine Rote Bete.
Siroos atmete tief ein, als würde er ihren Duft in sich aufsaugen, dies verunsicherte sie noch mehr.
„Lass mich los", befahl sie streng, und er gehorchte, ließ widerwillig seine Arme sinken.
Cassandra schaffte schnell einen respektvollen Abstand zwischen ihnen und drehte sich mit einem enttäuschten Ausdruck im Gesicht zu ihm um.
„Ich kann dich nicht einmal besiegen", sagte sie verärgert und versuchte, ihr unbequemes Kleid zu richten. Es hatte ihm mehr gezeigt, als sie beabsichtigt hatte.
„Autsch!", erwiderte er dramatisch und legte sich eine Hand theatralisch auf die verschwitzte Brust, als hätte sie seinen Stolz verletzt. Die kleinen Tröpfchen quollen aus seiner Haut hervor und funkelten wie Goldstaub auf seiner rostfarbenen Haut. Sein Kinnlemen wirkte im Licht der untergehenden Sonne noch schärfer.
„Ich bin ein ausgebildeter Krieger, ich habe mein ganzes Leben genau das getan. Du hast dich gut geschlagen."
„Wir brauchen eine bessere Strategie, wenn wir auch nur die geringste Chance haben wollen zu überleben. Meine älteste Schwester und ihr Vampirkrieger sind die amtierenden Meister. Sie kennt das Wort ‚Verlust' nicht und es macht ihr nichts aus, schmutzige Tricks zu verwenden, solange sie gewinnt", erklärte Cassandra traurig und legte ihr Schwert zurück an seinen Platz.
„Kämpfe einfach gegen jeden, der dir in den Weg kommt, und überlasse den Rest mir. Ich kümmere mich um deine Schwester ...", begann Siroos, doch sie wurden von einem schrillen, dramatischen Schrei unterbrochen.
„Cass? Casssss?"
Cassandra musste sich an den Kopf fassen, bevor sie murmelte: „Sie ist hier."
Siroos drehte sich um, um zu sehen, wem die Stimme gehörte.