Sybilles Sichtweise
Die nächsten drei Tage liefen vollkommen ereignislos ab, außer das ich echt viel aß. Woher kam bloß der Hunger? Das hatte mein Vater nie gehabt. Und mir auch nie erzählt. Am Abend des dritten Tages ging ich recht früh ins Bett. Ich fühlte mich total k.o. Als hätte ich mich total verausgabt, was ich definitiv nicht hatte. Ich durfte das Zimmer ja nicht einmal mehr verlassen. Es war zwar 10mal größer gefühlt als mein Zimmer im Elternhaus, aber da konnte ich wenigstens raus. Diesen Abend legte sich Roland neben mir. Er meint: „Du wirst meine Unterstützung nachher benötigen. Schlaf bis dahin." Jaja, dachte ich nur, bis ich einschlief.
Als ich nachts wach wurde, merkte ich, wie meine Knochen schmerzten. Und zwar so heftig, dass ich schrie. „Sybille. Hör mir zu, du musst es zulassen. Lass es zu, wie deine Knochen sich neu formen."
Einen Dreck werde ich, und wollte es auch sagen, als ich den nächsten Schmerzschub merkte. Direkt die Wirbelsäule runter. Der ließ mich wieder schreien. „Nein, ich will es nicht. Ich will ein Mensch bleiben." heulte ich. Aber mein Körper hatte anderes vor.
Ich merkte wie meine Knochen nun brachen, und sich wieder neu zusammen fügten. Oh Gott! Was für Schmerzen! Als ich Linderung spürte wollte ich heulen, aber es kam nur ein jaulen raus. Moment? Jaulen? Ich sah, wie ich eine Tiernase und Pfoten hatte. Nein, nein, nein! Bitte nicht! Ich hielt meine Pfoten über der Schnauze und jaulte.
„Liebes, es ist alles gut." Der hatte gut reden. Ich knurrte. „Ich hatte dir ja gesagt, dass du dich verwandelst, aber du bist wunderschön als Wolf." Er brachte ein Spiegel zum Bett, wo ich nun im Spiegelbild einen schwarz-weißen Wolf sah. „Jetzt spring vom Bett und versuche ein bißchen zu gehen." Ich versuchte es, aber es war mir irgendwie nicht möglich. Ich knickste mit den Pfoten weg. Ich jaulte. „Lass einfach dein Wolf raus." meinte er, und er sah kurz erschrocken aus. „Klaue, mein Wolf, meint er könne deinen Wolf nicht spüren." Ich verdrehte die Augen. War doch klar. Weil ich ein Mensch war. Naja nun eher eine Wolfshülle mit menschlichem Inhalt.