Ich wachte erschöpft auf. Hatte ich überhaupt geschlafen? Fühlte sich fast nicht so an. Dröhnend meldete sich mein Kopf.
So toll es ja auch war, dass ich meine Erinnerungen wiederbekam. Aber diese Kopfschmerzen waren einfach furchtbar.
Als ich eine Tablette im Badezimmer eingenommen hatte wollte ich Schatten suchen.
Ich ahnte, dass er seiner Bestimmung nach ging. Menschen, die Fehler begangen hatten, ins Reich der Toten zu schicken. So hatte er es mir zumindest mal erklärt. Und plötzlich erinnerte ich mich noch an so viel mehr.
Ich erinnerte mich, wie er mich als kleines Kind, das gerade ihre Eltern verloren hatte, fand. Dann wie er mich groß gezogen hatte, wie er mich lehrte in verschiedenen Fächern und mir auch Schach beibrachte.
Ich war so froh endlich wieder meine Erinnerungen zu haben, dass ich zu ihm laufen wollte. Nur da kam eine Erinnerung, die nicht passte. Ich hatte Angst vor dem Schatten, und er ließ mich verhungern…
Schnell kniete ich mich hin, denn ich bekam plötzlich kaum noch Luft. Alles verwirbelte in meinen Kopf. Erinnerungen mit meinen Eltern, wo ich eigentlich schon beim Schatten war, kamen übereinander. Was ging hier nur vor?
Schatten hatte mich wohl schreien gehört. Zumindest hockte er nun neben mir, und beruhigte mich. „Julia, hey, Julia!" versuchte er mich zu erreichen, während weiter Erinnerungen sich überlappten. Immer mehr. Als wäre ein Damm irgendwo gebrochen.
Dann verstummte ich. Schatten wunderte sich, aber es lag daran, weil ich erkannte was passiert war. Ich nahm nun die Manipulation vom Schatten wahr. Er hatte mich verzaubert und in seinem Bann gefangen gehalten.
Böse schaute ich ihn an, und rückte von ihm weg. „Fass mich nicht an." sagte ich, etwas krächzend, weil ich vorher so geschrien hatte.
„Julia, es wird alles gut. Du bist nur verwiirrt." sagte er mit beruhigenden Tonfall. Seine Stimme glitt wie dicker zähflüssiger Sirup in mich hinein. „Nein… da… waren Peitschenhiebe… Nein.." sagte ich nun ruhiger, aber mit Tränen in den Augen.