Capítulo 36: Nan Shu Cheng

"Aber nicht alle Familienmitglieder sind freundlich", fügte Bai Yin von hinten hinzu. "Es gibt viele, die versuchen, einem das Messer in den Rücken zu stecken."

"Bai Yin, sieh bitte nach, ob das Frühstück fertig ist", sagte Xiao Yun scharf, um sicherzugehen, dass sie das Thema nicht weiter verfolgte. Was war nur los mit dieser Bai Yin? Sie sprach andauernd von Dingen, über die Nan Hua sich nur ärgern würde.

Bai Yin presste missbilligend die Lippen zusammen. Sie hatte doch nur die Wahrheit ausgesprochen. Aber sie war nicht so töricht, weiter im Zimmer zu verweilen, und eilte stattdessen in die Küche.

"Werden Sie danach lesen, Fräulein?", lenkte Xiao Yun behutsam das Gespräch um.

Nan Hua beobachtete indes die drei Diener. Anhand ihres Verhaltens konnte sie genau erkennen, dass sie alle darauf trainiert waren, allein anhand ihrer Mimik und Gestik zu erahnen, was ihre Herrin dachte. Sie sah, wie angespannt sie waren, wenn gewisse Themen zur Sprache kamen.

"Ja, bereitet das Buch hier vor."

"Ja, Fräulein."

Die kleine Episode verging, ohne dass Nan Hua ihr viel Beachtung schenkte. Doch am nächsten Tag erhielten sie weiteren unerwünschten Besuch.

Im Ning Shu Pavillon.

Nan Hua und Nan Luo übten im gegenseitigen Kampf, weil Nan Hua bald mit Hou Lin trainieren würde, und Nan Luo bestand darauf, dass sie vorher mehr mit ihm üben sollte. Er wollte mehr Zeit mit seiner Zwillingsschwester verbringen!

Tak! Tak! Tak!

Das Geräusch von Holz, das auf Holz schlug, erfüllte den kleinen Innenhof. Die beiden Kinder bewegten sich flink, während sie abwechselnd die Rollen von Angreifer und Verteidiger annahmen.

Zisch!

"Ich habe dich!" Nan Luo drehte seinen Körper und stieß in Nan Huas Richtung vor.

Nan Hua wich nur knapp zur Seite aus, beugte leicht die Beine und trat nach oben. Das Holzschwert wurde direkt an Nan Luos Handgelenk gehoben, bevor ein anderes Holzschwert genau auf seine Brust zustieß und genau dann anhielt, als es seine Kleidung berührte.

"Du hast verloren", sagte Nan Hua ruhig.

Nan Luos Gesicht zeigte Unmut. Er warf Hou Liang einen bösen Blick zu. "Die Tricks, die du mir beigebracht hast, sind nutzlos!"

Hou Liang lächelte resigniert. Es war nicht so, dass die Tricks nutzlos waren, sie wirkten nur nicht gegen Nan Hua. Doch natürlich würde er das nicht laut aussprechen. "Junger Herr, Sie müssen sich schneller bewegen. Zudem müssen Sie die Flugbahn Ihres Gegners vorhersehen, wenn Sie zuschlagen wollen. Wenn Sie auch nur einen Moment zu langsam sind, kann er Ihrem Angriff ausweichen."

Nan Luo schmollte. "Hua'er, keine Sorge, ich werde stärker als du sein, um dich beschützen zu können."

"Mhm." Nan Hua nickte und legte das Holzschwert weg. Sie hatte sich langsam an diesen Körper gewöhnt, doch ihre Kraft war noch immer gering. Selbst gegen Nan Luo musste sie den Kampf schnell beenden, sonst würde ihre Hand nachgeben.

Vielleicht sollte ihr nächstes Training darauf abzielen, ihre Kraft und Ausdauer zu steigern?

In diesem Moment trat ein Diener von draußen ein, blieb kurz vor dem Hinterhof stehen, verbeugte sich und rief: "Junger Herr, Meister Nan ist erschienen und bittet Sie und das junge Fräulein, ihn zu treffen."

Meister Nan?

Nan Hua hob die Augenbrauen, während Nan Luos Augen frostig wurden. Die einzige Person, die als Meister Nan bezeichnet werden könnte, war ihr Vater, Nan Shu Cheng.

Seit sie in diese Welt gekommen war, hatte Nan Hua Nan Shu Cheng noch nie gesehen. Weder der alte Meister Nan noch Nan Luo sprachen überhaupt über ihn. Ihrer Meinung nach wäre es am besten, wenn sie diese Person nie erwähnen würden.

"Was will er?" fragte Nan Luo zurück.

Der Diener fühlte sich unbehaglich, musste jedoch antworten. "Junger Meister, Meister Nan wünscht, dass Sie und Ihre Schwester zurückkehren."

"Zurückkehren? Sag ihm, dass wir nicht zurückkehren werden." Nan Luos Tonfall war so eisig, dass er die Blätter um ihn her frieren lassen könnte.

Der Diener war verlegen. Wenn er mit dieser Nachricht zurückkehrte, würde Nan Shu Cheng ihn zweifellos schlagen. Vorsichtig fragte er noch einmal: "Junger Meister, werden Sie ihn treffen?"

"Ihn treffen? Ich weiß nicht..." Nan Luo war gerade dabei abzulehnen, als er spürte, wie seine Schwester an seinem Ärmel zupfte. "Hua'er?"

"Wir werden ihn treffen", antwortete Nan Hua anstelle ihres Bruders. In ihren schwarzen Augen war ein anderer Kalteton zu erkennen. Sie hatte ihren sogenannten Vater noch nie getroffen, war es also nicht Zeit, ihn endlich zu begrüßen?

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