Sie blickte ihn an. "Manchmal kann ein Kind, unabhängig von seiner Herkunft, anders als die Eltern sein."
Erstaunt konnte er kaum fassen, dass sie ihn hinterfragte.
Das war noch nie vorgekommen.
"Dein Onkel hat es gesagt", sagte sie. "Er meinte, du bist nicht das geworden, was deine Eltern sich für dich gewünscht hätten. Und doch trägst du ihr Blut in dir. Heißt das nicht, dass du anders bist? Du hast mich vor dem Tod bewahrt."
Er lachte spöttisch. "Wenn du wirklich glaubst, dass ich dich vor dem Tod gerettet habe, dann kennst du nicht den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge."
Sie schluckte.
"Ich weiß, dass du mich nur gerettet hast, weil wir aneinander gebunden sind", sagte sie. "Denn wenn ich sterbe, dann stirbst auch du."
Sie atmete tief durch und als sie wieder zu ihm aufsah, war es nicht Furcht oder Unterwürfigkeit, die in ihren Augen lag, sondern Widerstandskraft.