Yarins Sicht:
Der Gebetsraum war der heiligste Ort im Tempel. Obwohl er nicht so bekannt war wie der Altar, an dem die Göttin verehrt wurde, oder die Halle, in der die königliche Familie gekrönt wurde, war er als stiller Ort, an dem die Göttin ihren Lehren lauschen konnte, lange Zeit die private Domäne der Priesterinnen. Selbst der König konnte nicht nach Belieben eintreten.
Dies war wahrscheinlich das erste Mal seit fast hundert Jahren, dass jemand anderes als eine Priesterin diesen Raum betrat.
Der Gebetsraum war nicht groß. Obwohl der Tempel mehrmals renoviert worden war, hatte er sein ursprüngliches, schlichtes Aussehen bewahrt. Es gab keine prunkvollen Dekorationen in dem malerischen Stein- und Holzhaus. Nur ein Holztisch mit einer Statue der Göttin, ein Kissen und ein seit Jahren brennender Messingleuchter befanden sich dort.