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26.89% Threats of Fate (Ger) / Chapter 32: Das Ende eines Weges

Capítulo 32: Das Ende eines Weges

1.

Anders, als erwartet endete die Zusammenarbeit von Seika und Ferruccio nicht mit der vollständigen Untersuchung der Mitgliederinformationen. Obwohl die Unschuld der Gang weitgehend bewiesen werden konnte, stellte sich heraus, dass sie doch an einem kleinen Punkt in den Fall verwickelt waren. Der Verdacht war erfolgreich abgelenkt worden, doch die Angelegenheit blieb nicht ohne Schatten.

 

Monate vergingen, ohne dass Seika und Ferruccio ein weiteres Wort miteinander wechselten. Keine Anrufe, keine Treffen – nichts. Die Stille zwischen ihnen war fast greifbar. Seika brauchte die Zeit, um ihre Gefühle zu ordnen, um sich selbst besser zu verstehen. Doch die Frage nagte an ihr: War es das jetzt? War der Fall gelöst? Würde sie ihn nie wiedersehen?

Immer wieder spürte sie dieses Stechen in ihrer Brust, ein Schmerz, der sich so anders anfühlte als die Narben ihrer Vergangenheit. Es war nicht wie bei den Gedanken an ihren Vater. Dieses Stechen brachte sie aus dem Takt, ließ ihre Atmung flach und zittrig werden. Ihre Brust zog sich zusammen, als hätte die Kälte von außen ihren Weg ins Innere gefunden. Kalte Luft schien schwerer als zuvor in ihre Lungen zu strömen, und jede Träne, die ungewollt aus ihren Augen floss, verstärkte das Gefühl.

 

Seika lag auf ihrem Bett, das Gesicht halb in die Decke vergraben. Die Tränen hörten nicht auf, ihre Nase war verstopft, und jeder Atemzug fühlte sich schwer und mühsam an. Es war, als hätte jemand ihr Herz gepackt und es mit kalten Händen zusammengedrückt. Sie zog die Decke enger um sich, doch die Kälte blieb.

 

„Was ist das nur?" Sie drückte sich die Handfläche gegen die Brust, als könnte sie das Stechen und die Leere darin wegmassieren. Doch es half nichts.

Die Gedanken in ihrem Kopf waren wirr, kaum greifbar, doch einer schob sich immer wieder in den Vordergrund: Ferruccio. Sein dummer Gesichtsausdruck, als er verlegen wurde, seine Stimme am Telefon, die sie immer wieder herausforderte, und dieser Moment im Café, als er sie ansah, als hätte er etwas verstanden, das sie selbst nicht verstand.

„Was dachtest du, Ferruccio?" Sie presste die Augen zusammen, als könnte sie damit seine Präsenz aus ihrem Kopf verbannen. „Du hast mich aus der Bahn geworfen, du Idiot. Was fällt dir ein, einfach aufzutauchen und… und…" Ihre Stimme brach ab, und sie schlang die Arme um sich selbst. „Ich weiß nicht mal, was du mit mir gemacht hast."

Das Stechen wurde stärker, und sie konnte nicht anders, als leise zu schluchzen. Es war, als hätte sie etwas verloren, ohne je zu wissen, dass sie es hatte. Aber was war es? Warum ließ sie diese Gedanken nicht los?

Wero trat ohne zu klopfen ins Zimmer, und Seika drehte sich hastig weg, doch es war sinnlos. Ihre rote, verquollene Nase und die verweinten Augen verrieten alles. Wero verschränkte die Arme und sah sie eindringlich an.

„Sei, was ist los mit dir?" fragte sie leise. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."

„Ich… ich bin nicht krank, falls du das denkst," murmelte Seika und zog die Decke noch fester um sich. „Mir ist nur kalt. Und ich… ich weiß nicht, Wero." Ihre Stimme zitterte, und wieder spürte sie diese Kälte, die nicht von außen kam.

„Kalt? Bei dem Feuer, das du dir hier gemacht hast?" Wero deutete auf die kleine Flamme in der Ecke, die flackerte, aber keine Wärme zu spenden schien. „Das klingt nicht nach dir."

„Ich fühle mich komisch. Als würde… als würde etwas in mir fehlen."

Wero ging in die Hocke und legte eine Hand auf Seikas Knie. „Fehlt dir jemand?"

Seika schniefte und schüttelte den Kopf, doch dann hielt sie inne. Ihr Magen zog sich zusammen, und plötzlich war es, als hätte Wero direkt in sie hineingesehen. „Nein! Nein, niemand fehlt mir!" Ihre Stimme klang zu laut, zu hastig. „Erst recht nicht dieser Blödmann."

„Blödmann?" Wero hob eine Augenbraue und grinste. „Also doch ein Mann. Erzähl schon, wer ist es?"

„Es ist niemand!" Seika schnappte nach Luft, aber ihre Brust fühlte sich an, als würde sie von einem Stein beschwert. „Ich… ich hab ihn nie gefragt, wie er heißt. Ich meine… ich hab ihn einmal gefragt, aber ich hab es vergessen. Ist ja auch egal."

Wero schüttelte langsam den Kopf. „Kleine Sei, du bist ein Chaos, weißt du das? Wenn er dir so egal wäre, wieso sitzt du hier und weinst, wie ein Mädchen, das ihren ersten Schwarm verloren hat?"

„Weil… weil…" Seika biss sich auf die Lippe. „Es ist nicht so. Er ist einfach… er hat Dinge gesagt, die ich nicht aus meinem Kopf kriege. Und ich… ich hasse das!"

„Oh, Süße," sagte Wero und setzte sich neben sie. „Weißt du, was ich glaube? Du kämpfst hier nicht gegen ihn, sondern gegen dich selbst."

Seika sah sie aus roten, verschwommenen Augen an. „Was meinst du?"

„Ich meine, vielleicht ist es okay, ihn zu vermissen." Wero legte den Kopf schief und lächelte sanft. „Vielleicht hast du Angst, weil du nicht weißt, was es ist. Aber das ist in Ordnung. Du musst es nicht sofort verstehen."

Seika schwieg, doch in ihrem Inneren brodelte es. Vermissen? Sie schüttelte den Kopf. Nein. Das konnte nicht sein. Und doch… das Stechen in ihrer Brust wurde nur stärker.

 

2.

Seika hielt vor der Polizeistation inne. Die kühle Luft der späten Abendstunden biss in ihre Wangen, doch sie ignorierte den Drang, sich einfach umzudrehen und zu gehen. Was, wenn er sie gar nicht sehen wollte? Oder schlimmer – wenn er längst aufgehört hatte, an sie zu denken?

Doch bevor die Zweifel sie völlig überwältigten, schob sie die schwere Glastür auf.

Die Station war wie erwartet geschäftig. Polizisten huschten von Schreibtisch zu Schreibtisch, Papiere stapelten sich auf jeder freien Fläche, und ein Telefonschrillen durchschnitt die Geräuschkulisse. Seika blieb kurz stehen, bis sie ihn entdeckte. Ferruccio saß in der hinteren Ecke, gebeugt über einen Berg Akten. Sein Stift klapperte rhythmisch gegen die Tischplatte, während er konzentriert Notizen machte.

„Hi," sagte Seika, ihre Stimme fester, als sie sich fühlte.

Ferruccio hob den Kopf und brauchte einen Moment, um sie zu erkennen. Als er es tat, weiteten sich seine Augen überrascht. „Seika?" Er stand auf, stieß dabei fast seinen Stuhl um. „Was machst du hier?"

Sie ging auf ihn zu, hielt aber einen gewissen Abstand. „Ich wollte wissen, wie es um den Fall steht. Sind wir jetzt endlich unschuldig?"

Ferruccio ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen und seufzte. „Du hättest mich einfach anrufen können. Ich hätte dich informiert, sobald ich Neuigkeiten habe."

„Vielleicht wollte ich sicher sein." Sie wich seinem Blick aus, nervös, dass ihre Worte zu viel verraten könnten.

Ein leichtes Lächeln zog über sein Gesicht. „Na gut. Ja, deine Gang ist offiziell aus dem Fokus der Ermittlungen. Es gab keine Beweise, die sie mit den Vorfällen in Verbindung bringen."

„Also braucht ihr mich nicht mehr?" Ihre Stimme war fest, doch in ihrem Inneren zitterte etwas.

„Nein, du hast alles getan, was du konntest. Ohne deine Hilfe wäre das nicht so schnell gegangen." Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Aber… es gibt noch lose Enden. Ein ehemaliges Mitglied deiner Gang könnte... nun ja, verwickelt sein."

 

3.

Seika zog die Stirn kraus. „Ein ehemaliges Mitglied? Wer genau?"

 

Ferruccio zuckte mit den Schultern, griff nach einem der Berichte auf seinem Tisch und blätterte darin herum. „Es gibt Hinweise auf jemanden, der aus deiner Gang ausgestiegen ist und anscheinend seine eigenen Regeln aufgestellt hat. Wir haben noch keinen Namen, aber die Art, wie diese Person agiert, passt zu den Warriors Women." Er sah auf. „Kennst du jemanden, der uns helfen könnte, mehr herauszufinden?"

 

Seika verschränkte die Arme. „Die Warriors Women sind… kompliziert. Die meisten bleiben unter sich, und selbst wenn ich jemanden von ihnen kenne, würde sie mir nichts sagen."

„Das dachte ich mir." Er warf den Bericht zurück auf den Stapel. „Aber ich wollte es versuchen. Es ist nicht dein Problem, Seika. Du hast schon genug getan."

Sie schüttelte den Kopf. „Wenn es jemanden aus meiner Gang betrifft, dann ist es auch mein Problem. Ich werde nicht zulassen, dass ihr Name durch den Dreck gezogen wird."

Ferruccio betrachtete sie einen Moment. Sein Blick war weich, aber auch prüfend, als würde er versuchen, etwas hinter ihrer Entschlossenheit zu erkennen. „Du bist ziemlich loyal, weißt du das?"

Seika spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie wich seinem Blick aus und änderte das Thema. „Was hast du über diese… Verdächtige? Was macht sie?"

Er schien ihren plötzlichen Schwenk zu bemerken, ließ es aber unkommentiert. „Die Person hat in den letzten Monaten mehrere Taten begangen, die… ziemlich grausam waren. Es gibt Berichte über eine maskierte Frau, die ihre Opfer auf brutale Weise beseitigt. Sie hinterlässt kaum Spuren, aber wir haben Hinweise, dass sie von einer älteren Fehde zwischen den Gangs angetrieben wird."

„Maskiert?" Seikas Stimme zitterte leicht. „Was für eine Maske?"

„Eine improvisierte. Hergestellt aus den Gesichtern ihrer Opfer." Ferruccio sprach leise, als hätte er Angst, die anderen im Raum könnten das Gespräch mithören. „Es ist grotesk."

Seika fröstelte. Sie wollte wegsehen, aber Ferruccios Blick hielt sie fest. „Wie kannst du so ruhig darüber reden?"

„Das ist Teil des Jobs," sagte er trocken, bevor er seufzte. „Aber es ist nie einfach. Und ehrlich gesagt… es würde mich nicht wundern, wenn die Warriors Women mehr darüber wissen, als sie zugeben."

Seika ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich werde mit ihnen reden."

„Das ist keine gute Idee." Er stand auf und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Die sind gefährlich, Seika. Und das letzte, was ich will, ist, dass dir etwas passiert."

Sie sah ihn an, ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Ich kann auf mich aufpassen. Und wenn ich Antworten bekomme, ist das für uns beide von Vorteil."

„Seika—" Er brach ab, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Da war keine Möglichkeit, sie umzustimmen. Er seufzte schwer. „Gut, aber versprich mir, dass du mir Bescheid gibst, bevor du irgendwas tust. Ich will nicht, dass du alleine in Schwierigkeiten gerätst."

Ein kleines, fast herausforderndes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Du machst dir echt Sorgen um mich, was?"

„Vielleicht ein bisschen," murmelte er und wandte den Blick ab.

 

Die Ermittlungen führten Ferruccio und Seika in eine verstörende Tiefe, die selbst für ihn, einen erfahrenen Polizisten, beispiellos war. Die Ergebnisse der forensischen Untersuchungen zeichneten das Bild einer Täterin, die mit akribischer Präzision vorging – ein Bild, das ebenso beängstigend wie faszinierend war.

„Die Schnitte... so sauber, fast chirurgisch," murmelte einer der Pathologen, während Ferruccio über die Berichte brütete. „Es ist, als hätte sie jede Bewegung zuvor geprobt. Kein Zögern, keine Unordnung. Einfach... methodisch."

 

Ferruccio blätterte durch die Fotos, die ihm widerstrebend übergeben worden waren. Die Masken waren ein zentraler Bestandteil des Falls – makabre Nachbildungen der Gesichter von Frauen, die einst Mitglieder der Gang gewesen, jetzt aber tot oder verschwunden waren.

 

„Sind das wirklich Masken?" fragte er und schob die Bilder an den Pathologen zurück.

„Die Struktur der Haut wurde aufwendig behandelt, fast wie gegerbt. Es gibt keine Risse, keine Verformungen, und die Poren sind intakt geblieben. Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir sagen, sie wurden industriell gefertigt," antwortete der Pathologe.

Seika saß still neben Ferruccio. Sie hatte sich geweigert, die Bilder anzusehen, und war ungewöhnlich schweigsam. Als der Pathologe eine Pause machte, sprach sie leise: „Warum? Was bringt jemanden dazu, so etwas zu tun?"

 

Ferruccio legte die Berichte beiseite. „Das ist keine Tat aus Zorn oder Verzweiflung. Sie wollte eine Botschaft hinterlassen. Aber... welche?" Er sah zu Seika hinüber. „Die Opfer – sie hatten alle eine Verbindung zur Gang. Oder nicht?"

Seika nickte kaum merklich. „Einige von ihnen... sie hatten uns betrogen oder hintergangen. Aber das war alles Vergangenheit. Niemand von uns hat sich je rächen wollen." Sie hielt kurz inne. „Zumindest dachte ich das."

Die Täterin war nicht nur eine Mörderin. Sie war eine Planerin, eine Künstlerin des Schreckens. Die Masken, so grotesk sie auch waren, dienten einem Zweck. Ferruccio konnte noch nicht ganz verstehen, welchem.

„Und die Opfer?" fragte er den Pathologen. „Was ist mit den fehlenden Körperteilen?"

„Es fehlen bestimmte... spezifische Teile," sagte der Pathologe vorsichtig. „Aber wir glauben nicht, dass es Zufall war. Es scheint, dass sie diese... Relikte verwendet hat, um ihre Botschaft noch weiter zu verstärken. Ein krankes Statement, wenn Sie mich fragen."

Ferruccio spürte eine Welle des Unbehagens. Er hatte schon viele brutale Fälle gesehen, aber keiner hatte ihn so tief erschüttert. Seika stand plötzlich auf und ging zur Tür, blieb aber stehen, ohne sich umzudrehen.

„Sie macht uns allen Angst," sagte sie schließlich. „Nicht nur, weil sie so grausam ist, sondern weil sie uns zwingt, darüber nachzudenken, wie weit Menschen gehen können."

Ferruccio sah sie an. Sie wirkte klein und verletzlich in diesem Moment, so ganz anders als die selbstbewusste Seika, die er kennengelernt hatte. „Wir werden sie finden," sagte er schließlich. „Und wir werden herausfinden, was das alles bedeutet."

Seika drehte sich um und nickte. „Das hoffe ich. Bevor sie noch mehr Schaden anrichtet."

 

Ferruccio überprüfte die letzten Standorte, wo die Mörderin gewesen war auf dem Polizeicomputer, während Seika ungeduldig neben ihm stand. „Sie darf keine weiteren Opfer haben," sagte sie leise, doch ihre Stimme trug eine Dringlichkeit, die ihn kurz aufblicken ließ.

„Das sehe ich genauso," stimmte er zu. „Wir haben Hinweise darauf, dass sie sich bei einer der verlassenen Lagerhallen in der Nordzone verstecken könnte. Es passt zu ihrem bisherigen Muster – isolierte, verlassene Orte."

„Dann worauf warten wir noch?" fragte Seika. Sie war bereits zur Tür unterwegs, bevor Ferruccio seinen Stuhl zurückschieben konnte.

„Warte, Seika," rief er, bevor er ihr folgte. „Wir machen das richtig. Keine Alleingänge."

Sie schnaubte, blieb aber stehen. „Mir ist egal, wie. Ich will nur, dass sie gestoppt wird."

 

5.

Die Nordzone war düster und verlassen, die Luft roch nach Rost und Öl. Ferruccio hatte Verstärkung angefordert, doch sie waren die Ersten vor Ort. Die Lagerhallen wirkten wie eine Geisterstadt, leer und bedrohlich.

„Wir gehen rein, aber vorsichtig," sagte Ferruccio und überprüfte seine Ausrüstung. Seika nickte knapp, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatten die Täterin durch die Aussagen ehemaliger Mitglieder der Warrior Woman und durch gezielte Ermittlungen aufgespürt. Doch der Gedanke daran, was sie getan hatte, ließ Seikas Blut kochen.

 

Sie bewegten sich durch die dunklen Gänge, jeder Schritt hallte leise wider. Dann hörten sie ein Geräusch – ein leises Summen, gefolgt von einem kleinen Liedchen. Ferruccio hielt Seika mit einem Handzeichen zurück und spähte um die Ecke.

Dort war sie. Die Täterin saß auf einer alten Metallkiste, eine Lampe beleuchtete ihren Arbeitsplatz. Vor ihr lag etwas, das aussah wie... Leder. Doch Ferruccio wusste, dass es keines war.

„Das ist sie," flüsterte er. „Bleib hier, ich..."

Seika schob sich an ihm vorbei. „Nein, das ist meine Sache."

Bevor Ferruccio sie zurückhalten konnte, war sie bereits in den Raum gestürmt. Die Frau sah auf, überrascht, aber nicht erschrocken. Stattdessen lächelte sie.

„Ah, die kleine Kriegerin," sagte sie, ihre Stimme ruhig. „Bist du gekommen, um mich zu richten? Ganz alleine?"

„Ich bin gekommen, um dich zu stoppen," sagte Seika. „Du bist nichts weiter als ein Monster."

Die Frau lachte leise. „Ein Monster? Vielleicht. Aber ich bin auch eine Künstlerin. Und meine Werke sind... unvergesslich." Sie deutete auf das, was vor ihr lag – eine halb fertige Maske, die eindeutig menschliche Züge hatte.

Ferruccio trat in den Raum, seine Waffe im Anschlag. „Keine Bewegung! Hände hoch!"

 

Die Frau hob langsam die Hände, ihr Lächeln verschwand nicht. „Ihr seid also zu zweit gekommen. Wie romantisch."

Seika funkelte sie an. „Romantik hat damit nichts zu tun. Du wirst nicht noch einmal entkommen."

 

Die Täterin wurde in Handschellen abgeführt, ihr Gesicht zeigte keine Reue. Ferruccio beobachtete sie, während sie in den Polizeiwagen verfrachtet wurde.

„Das war zu leicht," murmelte Seika. „Warum hat sie sich nicht gewehrt?"

„Vielleicht hat sie gewartet, vielleicht wollte sie gefasst werden," antwortete Ferruccio. „Das bedeutet aber nicht, dass sie ungefährlich ist."

Später im Verhörraum saß die Frau ruhig da, während Ferruccio die Fragen stellte. Seika beobachtete das Ganze durch die Einwegspiegelscheibe. Diesmal hielt sie Abstand, doch ihre Hände zitterten leicht.

 

 

Seika stand hinter der Einwegspiegelscheibe, die Arme verschränkt. Sie wollte nicht hier sein, hatte aber zugestimmt, Ferruccio zu begleiten. Er saß im Verhörraum direkt gegenüber der Täterin. Ihre Haltung war ruhig, fast zu entspannt für jemanden, der gerade mit einer Mordserie in Verbindung gebracht wurde.

 

„Sie haben mich verraten," begann die Frau, ohne jede Aufforderung. Ihre Stimme war ruhig, fast monoton, als würde sie etwas völlig Banales erzählen. „Die Frauen, mit denen ich geschworen hatte, einander zu schützen, haben weggesehen, als es mich traf. Die Männer, die mich verletzt haben, durften weitermachen. Niemand hat mich beschützt."

Ferruccio lehnte sich leicht nach vorne. „Also haben Sie beschlossen, es selbst zu tun. Ihre eigene Art von Gerechtigkeit?"

„Nicht Gerechtigkeit," korrigierte sie ihn. „Reinigung. Jeder von ihnen hat es verdient. Jeder Mann war ein Monster, dass Frauen zerstört hat. Und diese Frauen..." Sie hielt inne, ihre Augen auf den Tisch vor sich gerichtet. „Sie haben ihren Schutz verspielt. Ihre Gesichter waren die Werkzeuge für die Reinigung. Sie haben sie mir gegeben."

 

Seika fühlte einen Schauer durch ihren Körper laufen. „Ihre Gesichter?" flüsterte sie, als würde sie versuchen, die Worte zu verstehen.

Ferruccio blieb ruhig. „Die Frauen, die Sie verraten haben, wurden also Teil Ihrer Rache? Sie haben ihre Gesichter benutzt, um Ihre Spuren zu verwischen."

Die Frau hob den Kopf und sah Ferruccio direkt an. „Es ist mehr als das. Es ist bedeutender. Sie tragen den Schmutz ihrer Schuld. Sie haben weggesehen, als es passierte. Sie haben mich nicht beschützt. Warum sollten sie nicht Teil der Reinigung sein?"

 

Seika presste die Lippen zusammen. Sie wollte etwas sagen, irgendetwas, aber ihre Worte blieben ihr im Hals stecken. Das, was sie hörte, war so grotesk, dass sie kaum fassen konnte, dass jemand tatsächlich so denken konnte.

„Und die Männer?" fragte Ferruccio, seine Stimme blieb ruhig, auch wenn seine Hände leicht angespannt auf dem Tisch lagen.

„Jeder von ihnen hat es verdient. Vergewaltiger. Monster. Ich habe sie gefunden, studiert. Und dann habe ich sie getötet. Sie sollten das Gesicht von jemandem sehen, den sie selbst zerstört haben, bevor sie sterben."

„Das rechtfertigt nicht, was Sie getan haben," entgegnete Ferruccio. „Sie haben die Grenzen überschritten. Das war keine Gerechtigkeit mehr."

Die Frau schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe nie gesagt, dass es Gerechtigkeit ist. Es ist Bestrafung."

 

Seika und Ferruccio standen nebeneinander vor dem Raum, als die Frau abgeführt wurde. Seika hatte die Arme um sich geschlungen, ihre Augen waren auf den Boden gerichtet.

„Sie hat ihre Taten mit Schmerz gerechtfertigt," murmelte Seika, ihre Stimme kaum hörbar. „Aber was sie getan hat... es war schlimmer als alles, was diese Männer je getan haben könnten."

Ferruccio nickte langsam. „Manchmal wird aus Rache etwas Dunkleres. Sie hat die Linie überschritten und ist ein Monster geworden."

Seika drehte den Kopf zu ihm. „Glaubst du, das hätte verhindert werden können?"

„Vielleicht," sagte er leise. „Aber manchmal… manchmal sind Menschen so zerbrochen, dass sie sich selbst nicht mehr retten können."

 

Seika schwieg, doch in ihrem Inneren kämpften Wut, Mitgefühl und Entsetzen miteinander.

 


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