WONHEE hatte bereits zwei Mal ihre Eltern verloren.
Zuerst verlor sie ihre leiblichen Eltern, als sie gerade einmal fünf Jahre alt war.
Und dann verlor sie ihre Adoptiveltern, als sie fünfzehn war.
Obwohl Wonhee ihren älteren Geschwistern und Großeltern dankbar war, vermisste sie immer noch das Vorhandensein ihrer Eltern. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich so schnell an Seodams Mutter hingezogen fühlte, obwohl diese sie offensichtlich nicht mochte.
"Seorin hat mir erzählt, dass sie bereits 'das' Gespräch mit Ihnen geführt hat."
Wonhee lächelte nervös in die Richtung von Lee Sook-ja, Seodams Mutter. "Ich weiß leider nicht, worauf sich 'das' Gespräch beziehen sollte, Frau Lee."
Sie hatte die Frau zuvor als 'Mutter' angesprochen, doch das missfiel dieser offensichtlich.
Also war es jetzt 'Frau Lee.'
Nach dem Gespräch mit Seorin wollte Wonhee gerade nach Hause gehen, als sie einen Anruf von der Mutter ihres Freundes bekam.
Frau Lee bat darum, Wonhee in einem Restaurant im Sarang-hee Hotel zu treffen.
Das ist das Hotel, das ich für Seorin Unnies Hochzeitssaal gebucht habe.
Obwohl Wonhee ahnte, dass der Anruf von Frau Lee keinen guten Grund haben konnte, konnte sie diese nicht abweisen.
Trotz allem wollte sie die Anerkennung von Seodams Mutter.
"Seorin Unnie hat mir allerdings gesagt, dass ich nicht mehr zu ihrer Hochzeit eingeladen bin", sagte Wonhee und lachte verlegen. Sie verabscheute es, dass sie in unangenehmen Situationen dazu neigte zu lächeln oder zu lachen. Aber was konnte sie anderes tun? So reagierte sie nun einmal auf Traumata. "Aber vielleicht lädt Unnie mich wieder ein, wenn Seodam Oppa und ich wieder zueinanderfinden."
Frau Lee nippte an ihrem Tee und sprach dann. Sie sah jünger aus, als sie war, und sie kleidete sich gut. Bis oben hin war sie mit Designermarken ausgestattet - ihre Kleidung und Accessoires waren Geschenke von Wonhee. "Chu Wonhee, ich möchte ehrlich zu Ihnen sein."
Wonhee lächelte schwach und nickte höflich, während sie ihre Hände verkrampfte, um ihre Nervosität zu verbergen.
"Ich weiß, dass Sie meiner Familie geholfen haben, als wir in Schwierigkeiten waren", sagte Frau Lee. "Und Sie haben Seorin ebenso bei der Organisation ihrer Hochzeit geholfen. Sie haben viel für uns getan, das werde ich nicht bestreiten. Deswegen bin ich hier, um Ihnen eine Entschädigung anzubieten."
"Frau Lee, ich habe das alles ohne Erwartungen einer Entschädigung getan."
"Das ist mir bewusst. Aber wir möchten Ihnen auch nicht in der Schuld stehen."
Wonhee konnte an dieser Stelle nicht lächeln. "Frau Lee, es klingt so, als würden Sie jegliche Verbindung zu mir kappen wollen."
"Chu Wonhee, Sie stehen meinem Sohn im Weg."
"..."
"Seodam ist endlich Dank Rudas Hilfe und Anleitung ein A-Klasse-Jäger geworden", sagte Frau Lee und sprach Rudas Namen liebevoll aus – anders als sie Wonhees vollen Namen nannte. "Mein Sohn will ein S-Klasse-Jäger werden, und das kann er nur erreichen, wenn er erweiterte Behandlung von Ruda erhält. Aber Sie stehen ihnen im Weg, Chu Wonhee."
Es wäre untertrieben zu sagen, dass Frau Lees Anschuldigung schmerzte.
"Blockieren Sie nicht die strahlende Zukunft meines Sohnes", sagte Frau Lee eindringlich. "Trennen Sie sich von ihm."
Wonhee lockerte ihre nun kalten Hände. Es versteht sich von selbst, dass sie nun einen kalten Schweißausbruch hatte. "Frau Lee, es tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber Seodam Oppa und ich sind in unserer Beziehung involviert. Ich werde nicht einfach mit Oppa Schluss machen, nur weil Sie es sagen."
"Mein Sohn hat bereits mit Ihnen Schluss gemacht, Chu Wonhee. Sie sind es, die krampfhaft an ihm festhält."
Sie konnte nicht leugnen, was Frau Lee sagte.
Zur Verteidigung meinte sie, dass sie mit der Trennung nicht einverstanden war, da sie der Meinung war, dass es eine wohlüberlegte Entscheidung sein sollte, bevor man eine unwiderrufliche Entscheidung traf.Aber ich kann verstehen, warum Frau Lee denkt, dass ich klammere...
"Chu Wonhee, was hast du in letzter Zeit eigentlich gemacht?"
"H-Huh?"
Frau Lee seufzte und sah sie missbilligend an. "Ich weiß, dass du mal eine Spitzen-Schauspielerin warst. Aber seit deiner letzten Auszeit sind schon ein paar Jahre vergangen. Heutzutage postest du nur noch Bilder von deinen bezahlten Kooperationen mit einigen Marken. Wären wir noch in der Zeit vor dem Ausbruch, hätte dein Job als Online-Influencerin sicherlich gereicht. Aber seit dem Ausbruch ist alles so teuer geworden. Selbst A-Klasse-Jäger können sich heutzutage kaum noch ein anständiges Haus leisten, ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen, nur um hochriskante Dungeons zu überfallen."
Das stimmte.
Schon vor dem Ausbruch war es für den Durchschnittskoreaner schwer, ein Haus zu kaufen.
Aber jetzt, neun Jahre später, war die Inflation extrem hoch, insbesondere auf dem Immobilienmarkt.
Nicht, dass es je ein Problem für Wonhee gewesen wäre.
"Ich glaube nicht, dass dein aktueller Job deinen Lebensstil lange aufrechterhalten kann. Und das Einzige, was du unter deinem Namen hast, ist das Penthouse, das du von deinen Eltern geerbt hast", sagte Frau Lee, die Wonhee nun misstrauisch ansah. "Chu Wonhee, du denkst doch nicht etwa daran, dich jetzt, wo mein Sohn ein A-Klasse-Jäger ist, finanziell von ihm abhängig zu machen?"
Wonhee wusste, was Frau Lee meinte.
Seodam Oppas Gehalt als A-Klasse-Jäger ist gestiegen. Es ist höher als das, was er als B-Klasse-Jäger verdiente.
Ehrlich gesagt, hatte Wonhee sich nie um Seodams finanziellen Status gekümmert.
Aber es schien, als dächte Frau Lee anders darüber.
Hält sie mich für eine Goldgräberin?
Es war das erste Mal in ihren fünfundzwanzig Jahren, dass Wonhee sich so gedemütigt fühlte.
"Ihr seid noch nicht fertig mit Reden?"
Hm?
Wonhee blickte auf und dachte, Seodam sei in seine Jugendzeit zurückgekehrt.
Aber nein.
Der gutaussehende junge Mann im Schuluniform war Lee Seojin oder "Jin", Seodams einundzwanzigjähriger jüngerer Bruder, der derzeit ein Highschool-Neuling war.
Hätte es den Ausbruch nicht gegeben, wäre Jin mittlerweile Universitätsstudent.
"Lee Seojin, was machst du hier?" Frau Lee tadelte ihren jüngsten Sohn. "Und wie weißt du, dass wir hier sind?"
"Ich habe euren bösen Plan gestern Nacht mit meiner Schwester gehört", gab Jin seiner Mutter frech zurück, dann wandte er sich mit einem genervten Gesichtsausdruck an Wonhee. "Wonhee Noona, tu dir selbst einen Gefallen und mach Schluss mit meinem Bruder."
Wonhee biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen ihre Tränen an. "Jin-ah..."
"Noona, du bist zu gut für meinen Bruder", sagte Jin mit frustrierter Stimme. "Lee Seodam und meine Familie haben dich nicht verdient."
Hmm???
***
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