Es war nicht viel Brei im Bambusrohr. Jeder konnte gerade einmal zwei Mundvoll trinken, aber zumindest war es genug, um den Hunger zu stillen.
Der Himmel war bereits vollkommen dunkel. Wie üblich saß Gu Yundong am Rand und bewachte jeden.
Am Stadttor drängten sich zu viele Menschen, also ließ sie ihre Wachsamkeit nicht sinken.
Die Nacht wurde noch von den schwachen Flammen erleuchtet. Auch zahlreiche leise Geräusche waren zu hören. In der Ferne klangen gedämpfte Schreie.
In dieser Gegend verhungerten noch immer Menschen und arbeiteten sich zu Tode. Raubüberfälle und Kämpfe waren ebenfalls an der Tagesordnung.
Kein Wunder, dass es chaotisch war. Wenn die Amtsträger der Stadt keine Lösung für das Problem fanden, könnte das kleine Chaos eine große Katastrophe nach sich ziehen.
"Mädchen?" Gerade als sie darüber nachdachte, erklang eine vertraute Stimme.
Gu Yundongs Mine wurde ernst. Sie sah eine schwankende Gestalt auf sich zukommen. Als er näher kam, erkannte sie, dass es der alte Mann mit dem Namen Yu war, mit dem sie zuvor gesprochen hatte.
Gu Yundong stand rasch auf. "Mein Herr, gibt es ein Problem?"
"Mädchen." Der alte Yu trat näher und senkte seine Stimme. Besorgt sagte er: "Wenn du wegkommen kannst, dann tu es schnell. Mein Sohn und Enkel sind zurück. Sie bringen Neuigkeiten, dass jene Leute morgen früh angreifen könnten. Ich weiß nicht, was sie vorhaben. Wenn es so weit ist, schaffst du es nicht, mit deinen jüngeren Geschwistern zu entkommen."
Gu Yundong war wie vor den Kopf gestoßen. Sie hatte das Gefühl, dass es in den nächsten Tagen chaotisch werden könnte, aber dass es so schnell passieren würde, hatte sie nicht erwartet.
"Was ist mit Ihnen, mein Herr?"
Der alte Yu lächelte bitter. "Mein Sohn sagt, wir sollten uns aus solchen Angelegenheiten heraushalten. Wenn es soweit ist, werden wir uns weit weg verstecken. Was die Zukunft betrifft, werden wir jeden Schritt einzeln gehen. Also, Mädchen, verzögere nicht und geh schnell."
Gu Yundong nickte und kniete sich hin, um Madam Yang zu wecken.
Sie bat Madam Yang direkt, Gu Yunshu zu tragen, während sie Gu Yunke trug.
Sie hatten nicht viel dabei. In ihren Rückenkörben verstaut, konnten sie nach dem Einsammeln rasch aufbrechen.
Gu Yundong bemerkte, dass sich einige weitere Familien nicht weit von ihnen entfernt leise bereit machten zu gehen. Es schien, als hätten auch sie die Nachricht erhalten und wollten sich nicht einmischen.
Madam Yang war zwar verwirrt, folgte ihrer Tochter aber sofort, als diese sie zum Aufbruch aufforderte.
Sie kamen an der Stelle vorbei, an der der alte Yu rastete. Gu Yundong sah seinen ebenso hageren Sohn und Enkel. Die beiden waren ihr gegenüber sehr freundlich und nickten ihr zu.
Gu Yundong nickte ebenfalls, hielt aber an der Stelle inne, an der sie ihre Körbe abgestellt hatten, bevor sie aufbrach.
Der alte Yu verabschiedete sie. "Dieser Ort liegt nah an der Provinz Wanqing. Seid auf dem Weg vorsichtig."
"Auch Sie passen auf sich auf." Sie fügte nach einer Pause hinzu: "Gehen Sie zurück und schauen Sie nach Ihrem Bambuskorb."
Gu Yundongs Schritte waren leichtfüßig, aber sie eilte.
Sie steuerte jedoch nicht die von Yu genannte Wanqing-Provinz an, sondern ging in Richtung der etwas weiter entfernten Provinz Xuanhe.
Wenn es hier zu Chaos kam, würden sicher viele Menschen zur Wanqing-Provinz fliehen. Das Durcheinander könnte sich sogar auf die andere Seite ausweiten.
Da sie Proviant dabei hatte, würde sie unterwegs nicht verhungern. Es war sicherer, einen sicheren Ort anzusteuern. Die Präfektur Xuanhe war vorerst ihre erste Wahl.
Der alte Yu wartete, bis sie nicht mehr zu sehen waren, dann kehrte er um und ging zurück.
Sein Sohn kam zu ihm und half ihm, sich hinzusetzen. "War das die Familie, von der Vater vorhin sprach? Ich hätte ihnen nicht zugetraut, dass sie die Fähigkeit haben, diesen Ort zu verlassen."
"Das Mädchen ist entschlossen. Ich bewundere ihre Stärke, ganz wie deine verstorbene Mutter in jungen Jahren." Der alte Yu wischte sich die Augen und lachte leise. "Lasst uns gehen und uns in den Bergen verbergen."
"In Ordnung." Der Sohn des alten Yu ließ seinen eigenen Sohn den Vater stützen, während er selbst den Bambuskorb trug.
Onkel Yu war überrascht, dass er den Korb nicht auf Anhieb auf dem Rücken tragen konnte. "Seltsam, warum ist dieser Bambuskorb so schwer?"