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65% Akuma - Der vierte Dämon / Chapter 13: Episode 13 - Land der Könige (Teil 4)

Kapitel 13: Episode 13 - Land der Könige (Teil 4)

"Die Schatten sind meine Heimat, und in der Dunkelheit finde ich die Freiheit, die mir die Welt verwehrt hat." - Noboru Moonfang

Der Kampf tobte weiter. In beiden Kämpfen sah es schlecht für die Helden aus. Sowohl Noboru als auch Yurei waren starke, ernst zu nehmende Gegner. Miho war immernoch in dem Schlagabtausch von Yurei gefangen. Hatte ein Schlag getroffen, kam auch schon der Nächste. Es schien endlos, gar aussichtslos. Die schweren Schläge brachten das Dach des Tempels leicht zum Bröckeln. Tageslicht schien hindurch und traf auf den steinernen Boden. Schützend stellte das Mädchen eine Fadenblockade auf, obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde.

Moonfang Arc

Erste Mission

Episode 13 - Land der Könige (Teil 4)

Plötzlich blieb Yurei stehen und brach seinen Angriff komplett ab. ,,W-Was?" Der Mann war verwirrt. Er nahm einen stabilen Stand ein, bereit für jeden Angriff. Panisch blickte er in alle Richtungen. Miho war genauso verwirrt wie Yurei. ,,Warum… kann er mich nicht sehen?" Doch dann sah das Mädchen, wo sie sich gerade befand. Sie stand genau unter dem Lichtstrahl. Langsam fiel Miho ein, was passierte. Scheinbar hatte sie die Fäden unterbewusst in genau der richtigen Konsistenz und dem richtigen Winkel erschaffen, sodass sie das Licht perfekt reflektierten, was das Mädchen quasi unsichtbar machte. Yurei lächelte jedoch nur. ,,Deine Unsichtbarkeit hilft dir leider nicht. Wenn ich hier alles in die Luft jage, wirst du auf jeden Fall zum Vorschein kommen." So streckte der Kämpfer seine Hand aus. Ein großer Ball aus Fäden bildete sich in der Hand des Sektenmitglieds. Mit Gewalt begann er, sie in den Mittelpunkt seiner Hand zu drücken. Mit einem leichten Lächeln ließ er nun die Fäden los, wodurch sie, wie bei einer Explosion, in alle Richtungen flogen. Auch Miho wurde getroffen und zurückgeschleudert. Überall im Raum wurde Staub aufgewirbelt. 

Als sich der Staub lichtete, saß Miho in der Mitte des Raumes. Yurei war umgeben von Geisterfäden. ,,Das was du kannst, kann ich schon lange." Mit seinem nächsten Schritt verschwand plötzlich sein Bein. Der nächste ließ seine linke Körperhälfte verschwinden. Mit dem dritten Schritt war der gesamte Körper des Mannes unsichtbar geworden. Schnell richtete sich das Mädchen auf. Nun konnten die Angriffe von überall kommen. Sofort schossen Fadenklingen aus allen Richtungen auf Miho zu, und für einen Moment spürte sie nur Panik. ,,Er wird mich erledigen… wie kann ich nur gegen so jemanden bestehen?" Der Druck der Verantwortung lastete auf ihr, drückte auf ihre Brust. Jeder der Sentinels war stärker, schneller, besser – und jetzt stand sie alleine gegen Yurei, einen Feind, den sie kaum verstehen konnte.

Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus, als ihr die Worte von früher in den Sinn kamen. ,,Du bist noch nicht bereit." Wie oft hatte sie das gehört? Die Unsicherheit fraß an ihr, doch in diesem Moment – unter dem blendenden Strahl des Lichtes, das durch das zerbröckelnde Dach fiel – wusste sie: Sie konnte nicht scheitern. Nicht jetzt. Nicht hier.

Yurei war unsichtbar, doch die Bedrohung, die er ausstrahlte, war allgegenwärtig. Die Klingen schnitten durch die Luft, während Miho ihre Fäden formte, doch diesmal… diesmal war etwas anders. Ihre Hände zitterten nicht mehr. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. ,,Wenn ich nicht stärker werde, werde ich immer im Schatten der anderen stehen. Sie werden mich zurücklassen." Ein Funke lodert in ihr auf – der Funke einer Idee.

,,Ich werde nicht zurückgelassen."

Ein Flüstern, kaum hörbar: ,,Tanz der Fäden." Die Fäden bewegten sich um sie, in einer Art, die sie zuvor nie versucht hatte – anmutig, fließend, wie der Tanz eines Windes im Herbst. Jede Fadenklinge, die auf sie zuraste, wurde mit präziser Eleganz abgewehrt, ihre eigenen Fäden formten eine harmonische Barriere, die Yureis Angriffe wirkungslos machte. Ihre Augen funkelten entschlossen. ,,Ich werde nicht mehr nur aufgeben. Ich werde kämpfen."

Yurei, noch immer unsichtbar, konnte es nicht fassen. Eine ihrer Klingen traf ihn und riss ihm den Arm auf. ,,Was…?!" Er keuchte überrascht. Doch Miho hörte nicht auf. Sie ließ ihre Fäden nicht nur verteidigen, sondern schickte sie auf den Angreifer zu, als wären sie eine Erweiterung ihres Willens.

Der Schmerz von Yureis Angriffen, die in ihren Körper schnitten, brannte in ihrem Fleisch, aber sie ignorierte es. ,,Das ist nichts. Das ist der Preis, den ich zahlen muss, um stärker zu werden." Ihre Fäden durchbohrten seine Unsichtbarkeit, trafen ihn wieder und wieder. Yurei schlug wild um sich, aber seine Bewegungen wurden schwächer, unsicherer.

,,Nein!" schrie er verzweifelt, als sie ihn endgültig mit ihren Fäden umschloss. Der Schmerz in Mihos Körper wuchs, doch sie nahm ihn kaum noch wahr. Alles, was zählte, war, weiterzumachen, immer weiter. ,,Ich werde nicht mehr das schwächste Glied sein. Ich werde nicht mehr aufhören."

Mit einem letzten Schrei durchbohrten ihre Fäden Yureis Brust. Ein Keuchen entrang sich seiner Kehle, und er sackte kraftlos zu Boden. Blut tropfte aus den Wunden auf den steinernen Tempelboden, und die Stille, die folgte, war erdrückend. Miho stand über ihm, ihr Atem schwer, das Blut aus ihren eigenen Wunden tropfte. Sie schaute auf den Lichtstrahl, der durch das bröckelnde Dach fiel, und ließ die letzten Fäden sinken.

,,Ich muss stärker werden." flüsterte sie leise, ihre Augen fest auf das Tageslicht gerichtet. Ihr Herz brannte vor Entschlossenheit, und trotz des Schmerzes, der ihren Körper durchzog, wusste sie, dass dies nur der Anfang war. Ihr gesamter Körper brannte. Sie hatte sich in den letzten paar Minuten viel zu sehr verausgabt. Die Wunden, die Yurei ihr zugefügt hatte, schmerzten höllisch. ,,Verdammt… ich muss die Blutung stoppen!" So hüllte sie alle Wunden in Fäden und schuf so einen provisorischen Verband. Schnell ging sie zu Yurei und stellte fest, dass er noch lebte. So hüllte das Mädchen auch ihn in einen Verband. ,,Ich hoffe, du hast daraus gelernt…" So wandte sich das Mädchen Ayame zu. ,,Komm, gehen wir." Vor lauter Schock konnte sich das Mädchen kaum bewegen. Miho konnte mit ihr mitfühlen und nahm sie an der Hand. So führte sie das Mädchen aus dem Tempel heraus und machte sich schnell auf den Weg zur Stadt.

Währenddessen ging der Kampf zwischen Noboru und den beiden Jungs weiter. Tatsuo wurde ziemlich hart getroffen, doch er nahm einen stabilen Stand ein. Tatsuo legte eine Hand beruhigend auf Akis Schulter. ,,Mach dir keine Sorgen, Aki. Wir haben das hier im Griff." Sein Ton war ruhig, voller Vertrauen. Aki nickte knapp und richtete seinen Blick wieder auf Noboru, der kampfbereit auf sie wartete. ,,Es ist noch nicht vorbei."

Mit einem entschlossenen Schrei stürmte Aki mit Red, seinem Modul, auf Noboru zu. Die rote Klinge glitzerte gefährlich in der Luft, während Aki mit blitzartiger Geschwindigkeit näherkam. Noboru hob bereits die Arme, bereit, den Angriff abzuwehren, doch in letzter Sekunde änderte Aki die Richtung. ,,Jetzt!"

Tatsuo, der sich bis zu diesem Punkt im Schatten gehalten hatte, sprang hervor, seine Fäuste von massiven Steinschichten umgeben. Er brüllte auf, als er mit einem gewaltigen Schlag auf Noboru zusprang. Stein gegen Schatten – die Wucht seiner Schläge ließ den Boden beben. Immer wieder ließ Tatsuo seine Erdfäuste auf Noboru niederprasseln. Doch Noboru hatte noch nicht aufgegeben. Mit einem scharfen Grinsen hob er eine Hand, und aus dem Boden schossen Schattenbänder hervor, die sich blitzschnell um Tatsuos Füße wickelten.

Tatsuo knirschte mit den Zähnen, doch anstatt sich zu befreien, drückte er beide Hände auf den Boden. ,,Erdgolem!" rief er, und direkt unter ihm formte sich ein massiver Golem aus der Erde. In einem einzigen gewaltigen Ruck zog der Golem Tatsuo aus den Fesseln der Schatten. Doch das war nicht das Ende.

Aki war bereits wieder in Position, und ohne zu zögern setzte er Blue ein. In einer fließenden Bewegung ließ er die Klinge von Red zu rotem Gas zerfließen, das sich sofort um den Golem legte. Mit einem Schrei stieß sich Tatsuo erneut ab, seine Fäuste immer noch von Stein umhüllt, und sprang auf Noboru zu.

Noboru, überrascht von der Kombination, verzog das Gesicht. ,,Ihr wollt also alles geben… gut, dann werde ich das auch tun." Mit einer Handbewegung ließ er seine Halskette – sein Modul – leuchten, und der Raum verdunkelte sich plötzlich. Schatten krochen an den Wänden empor, und innerhalb von Sekunden war der gesamte Tempelraum von Dunkelheit erfüllt. ,,Schattenklingen." murmelte er und ließ die scharfkantigen Klingen aus der Dunkelheit in alle Richtungen schießen. Ein Angriff von überall gleichzeitig.

Doch anstatt zu fliehen, sahen Tatsuo und Aki ihre Chance. ,,Jetzt ist unsere Zeit gekommen," rief Aki und hob sein Modul hoch. ,,Tatsuo, die Erdwand!"

Tatsuo schlug seine steinernen Fäuste in den Boden, und eine massive Erdwand erhob sich zwischen ihnen und Noboru. Doch Aki war noch nicht fertig. Mit einem schnellen Stoß ließ er Green zum Einsatz kommen. Eine grüne Spirale formte sich um sein Schwert, und mit einem kräftigen Stich durchbohrte er die Erdwand, doch es war noch nicht genug. ,,Blue!"

Gleichzeitig erweiterte Aki mit Blue die Reichweite von Green um ein Vielfaches. Die grüne Spirale, die das Schwert umgab, schoss vorwärts, mit einer enormen Durchschlagskraft, die selbst die Schatten von Noboru durchdrang. Steinbrocken, durch das Schwert mitgerissen, flogen durch die Luft und kollidierten mit Noborus Verteidigung. Doch Blue verstärkte nicht nur die Reichweite, sondern auch die Wirkung des Angriffs, und durch die verstärkte Kraft von Red verwandelte sich die Spitze des Schwertes in rotes Gas, das sich um Noboru legte.

,,Das war's!" rief Aki, während der Angriff von Green und Blue Noborus Modul durchbrach. Die Schatten lösten sich langsam auf, und mit einem finalen Schrei fiel Noboru auf die Knie, seine Klinge zerbrochen, die Ketten seiner Halskette zerrissen.

Währenddessen kam Miho bei Yamato und den anderen an. Das Mädchen war panisch. Schnell übergab sie Ayame an den König. ,,Ryoko, Yamato, ich brauche eure Hilfe. Aki und Tatsuo… Sie sind…" Yamato verstand sofort, was Sache war. So bat er Ryoko, mit ihm zu kommen und machte sich auf den Weg zum Tempel.

Langsam richteten sich Aki und Tatsuo auf. Sie sahen Noboru, der vor ihnen saß und eine Hand auf seine Stirn legte. Sofort hielt Aki sein Schwert vor Noborus Hals. ,,Sag uns, was ihr von uns wollt und vor allem, was ihr über mein Modul wisst.." Von dem Jungen ging eine unglaublich starke Präsenz aus. Sofort wusste Noboru, dass er es ernst meinte. ,,Gut, gut. Ich sag's euch schon." Kurz hielt er ein, bevor er fortfuhr: ,,Wie du bestimmt schon weißt, ist dein Modul ein dämonisches Modul. Ein dämonisches Modul besteht immer aus der Seele eines Dämonen. Dein dämonisches Modul, Akuma, ist etwas ganz besonderes. Akuma war einer der mächtigsten Kämpfer, die es je gab. Er war ein wahrhaftiger Dämon. Wegen seiner unbezwingbaren Macht ist dein Modul das stärkste dämonische Modul, das es gibt."

Kurz dachte der Junge nach, bevor er eine weitere Frage stellte: ,,Und was habt ihr mit meinem Modul vor?" Noboru grinste. ,,Früher wurden wir von jemand anderem angeführt, und zwar von niemand anderem als einem weiteren Träger eines dämonischen Moduls - vom dritten Dämon, Shinigami." Kurz darauf herrschte eine bedrückende Stille, bevor Noboru fortfuhr: ,,Shinigami ist der dritte Dämon, also die dritte Person jemals, die ein dämonisches Modul besitzt. Er war einst Teil von Kenkai, doch hat sich gegen sie gewendet. Er wurde in eine andere Welt eingesperrt, wo er bis heute lebt. Wir brauchen Akuma, um unseren Meister, Shinigami, zu befreien. Doch das markiert das Ende der Informationen, die ich dir gebe. Danke, dass du mir Gnade angeboten hast, Aki. Dadurch, dass du mich so lange reden lassen hast, konnte ich mich wieder erholen." Noboru hatte das so einfach und entspannt gesagt, dass Aki und Tatsuo überhaupt nicht realisiert hatten, dass Noborus Modul sich wieder komplett regeneriert hatte. Schatten peitschten die beiden Jungs an die Wand und legten sich wie ein Schleier um Noboru. ,,Heh.. hehe… hehahahaha… AHAHAHAHAHA!" Der Mann lachte. Letzten Endes war er derjenige, der gewonnen hatte. So holte er ein letztes Mal aus und feuerte eine gezielte Schattenpeitsche auf die Hälser von Aki und Tatsuo, die zu wenig Kraft hatten, um sich zu wehren. Doch die Peitsche wurde von etwas abgefangen.

,,Das Mädchen hat mich verschont, also werde ich dafür sorgen, dass auch ihr verschont werdet."

Der schwer verletzte Yurei trat ins Schlachtfeld. ,,Noboru, hör auf! Gehen wir und kümmern uns ein andermal um Aki!" So entfachte ein Kampf zwischen dem Schattenkämpfer und dem Fadenkämpfer. Yurei stand keuchend da, sein Körper schwer gezeichnet von den Wunden des vorherigen Kampfes. Dennoch trat er entschlossen nach vorne, die Geisterfäden, die ihn umgaben, funkelten schwach im schwindenden Licht des Tempels. Noboru grinste höhnisch, als er Yurei ansah. ,,Du kannst kaum stehen, Yurei. Glaubst du wirklich, du kannst mich aufhalten?"

Doch Yurei, statt zu antworten, ließ seine Fäden wie Schlangen durch die Luft zischen, die sich in einem dichten Netz auf Noboru zubewegten. Noboru wich leichtfüßig zurück und ließ seine Schatten wie Dolche durch die Fäden schneiden. Der Lärm der Klingen, die aufeinandertrafen, hallte durch den Tempel. ,,Du bist schwach, Yurei. Erbärmlich."

Yurei ließ sich jedoch nicht beeindrucken. Mit einem tiefen Atemzug konzentrierte er sich und formte aus seinen letzten Kräften eine massive Fadenwand, die die Schattenklingen kurz aufhielt. Er sprang vor, ungeachtet der Schmerzen, und nutzte seine Fäden, um Noboru zu umschlingen, doch dieser war schneller. Mit einer scharfen Bewegung ließ Noboru eine große Schattenpeitsche auf Yurei niedergehen, die den Fadenkämpfer hart zu Boden warf.

Yurei hustete Blut, doch er kämpfte sich wieder hoch, seine Augen fest auf Noboru gerichtet. ,,Ich lasse dich nicht gewinnen," presste er hervor. Noboru lachte kalt. ,,Du hast bereits verloren." Noch bevor Yurei sich erneut wehren konnte, peitschten Schatten wie Messer durch die Luft und trafen ihn an der Seite. Yurei keuchte und fiel auf ein Knie, seine Hände zitterten. ,,Es ist vorbei," verkündete Noboru triumphierend, bereit, den letzten Schlag auszuführen.

Doch bevor er zuschlagen konnte, ertönte ein ohrenbetäubendes Knirschen. Die Außenwand des Tempels brach plötzlich unter einem mächtigen Aufprall zusammen. Staub und Trümmer flogen durch die Luft, als ein Lichtstrahl durch die neu entstandene Öffnung fiel.

Yurei nutzte den Moment der Verwirrung, um sich schwer atmend zurückzuziehen. Noboru wandte seinen Blick zur zerstörten Wand. ,,Was…?!" Doch noch bevor er herausfinden konnte, was passiert war, wurde der Raum von einer unerwarteten Präsenz erfüllt. Schilde bildeten sich um die verletzten Kämpfer, inklusive Yurei. Als Noboru zur Seite blickte, sah er Yamato, der gerade angekommen war. An der Präsenz von Yamato verstand Yurei sofort, was sie nun erwartete. So packte er Aki und Tatsuo, warf sie sich um die Schulter und rannte gemeinsam mit ihnen davon. Ryoko kam ebenfalls mit. So waren Yamato und Noboru allein.

Mit derselben Attacke, mit der er Aki, Tatsuo und Yurei überwältigt hatte, griff Noboru nun Yamato an. Dieser ging bloß einen Schritt zur Seite und zog sein Schwert aus der Scheide. Dieses bloße Ziehen des Schwertes konnte den gesamten Angriff spalten und einen kleinen Riss in den Wänden verursachen. Noboru verstand, mit wem er sich nun angelegt hatte. Er wollte fliehen, doch Yamato stellte sich vor das große Loch in der Wand. Das Sektenmitglied fiel auf den Boden. Langsam rutschte er nach hinten, doch Yamato hielt nichts mehr auf. Er ging in Kampfposition und machte sich bereit, alles mit einem Schlag zu beenden. ,,Du kannst mich beleidigen, du kannst mich schlagen, du kannst mich sogar vor allen anderen bloßstellen. Doch du hast einen gewaltigen Fehler begangen. Du hast Hand an meine Schüler gelegt und bereust es nicht einmal. Du bist Abschaum und Abschaum wie du, hat es verdient…"

,,... zur Hölle zu fahren."

So beobachteten Aki und Tatsuo, die schon bei Miho und den anderen angelangt waren, wie ein grelles Licht über die Landschaft fiel. Teile des Tempels brachen ineinander zusammen, so gewaltig war Yamatos Angriff gewesen. Aki, Tatsuo, Miho und die anderen standen da und starrten entsetzt auf die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Das grelle Licht des Angriffs Yamatos ließ die gesamte Landschaft aufblitzen, und selbst aus der Entfernung konnten sie sehen, wie Teile des Tempels unter der gewaltigen Macht des Schlags zusammenbrachen. Für einen Moment herrschte nur erdrückende Stille. Der Wind trug die Staubwolken zu ihnen hinüber, und jeder konnte das Zittern des Bodens spüren.

Miho, die sich noch immer erschöpft an Ayame klammerte, blinzelte, um sich zu vergewissern, dass sie das wirklich gesehen hatte. ,,War das... Yamato?" flüsterte sie und drehte sich zu den anderen um. Aki, dessen Atem schwer ging, nickte nur langsam. Er wusste genau, was das bedeutete. Yamato hatte den Kampf gewonnen, und es war keine Frage, dass Noboru besiegt war – doch das Ausmaß dieses Sieges ließ selbst ihn erschauern.

Tatsuo, der sich mit Mühe auf den Beinen hielt, wischte sich das Blut von der Stirn und starrte in die Richtung, in der der Tempel gestanden hatte. ,,So etwas… habe ich noch nie gesehen.", murmelte er mit einer Mischung aus Bewunderung und Schock. ,,Das ist die wahre Macht eines Meisters…" Seine Fäuste ballten sich unwillkürlich. Er wusste, dass er noch einen langen Weg vor sich hatte, wenn er jemals mit einem solchen Niveau mithalten wollte.

Ryoko, die mit ihnen stand, nickte stumm. Ihre Augen suchten nach Yamato in der Ferne, aber noch war nichts zu erkennen. ,,Er kommt bald zurück.", sagte sie mit leiser Stimme, doch ihre Zuversicht war unerschütterlich. Sie spürte, dass Yamato den Kampf heil überstanden hatte, auch wenn die Gewalt seines Angriffs alle anderen erschüttert hatte.

Es vergingen Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, bevor in der Ferne eine Gestalt aus dem Staubschleier des zerstörten Tempels auftauchte. Yamato schritt ruhig und mit bedächtigem, festem Schritt auf sie zu. In der Stille des Abends, als die Sonne begann unterzugehen und das Licht sanft auf den Trümmern lag, schien er wie eine Gestalt aus einer anderen Welt. Die Luft um ihn herum war kühl, aber aufgeladen mit einer Macht, die jeder spüren konnte. Er hatte den Kampf gewonnen, und niemand zweifelte daran, dass Noboru den Tag nicht überlebt hatte.

Als er näher kam, wandte sich Ryoko ihm entgegen, ihre Augen suchten nach einer Bestätigung. Yamato nickte ihr kaum merklich zu, und in diesem Moment löste sich die Spannung von allen. ,,Es ist vorbei.", sagte Yamato ruhig, doch die Erleichterung in seiner Stimme war spürbar.

Aki trat nach vorne, seine Augen groß vor Ehrfurcht. ,,Yamato…", begann er, doch er fand keine Worte für das, was er gerade erlebt hatte. Yamato legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte sanft. ,,Du hast gut gekämpft, Aki. Du hast dir diesen Moment verdient."

Miho, die noch immer neben Ayame stand, sah zu Boden. Sie konnte es nicht glauben. Yamato hatte allein etwas erreicht, das weit über das hinausging, was sie je gedacht hatten. In ihren Augen brannte der Wunsch, stärker zu werden, noch klarer als zuvor. Sie wusste, dass sie diesen Weg weitergehen musste, egal wie schwer er werden würde.

Die Gruppe zog sich zurück, und der Abend verging in einer seltsamen Ruhe. Niemand sprach viel, denn die Erschöpfung und das, was sie erlebt hatten, lasteten noch auf ihnen. Yurei war mittlerweile auch schon gegangen. Die Nacht brach herein, und die Sterne funkelten über dem Himmel, als die Gruppe schließlich vor dem Tempel der Jugend ankam. Es war ein Ort des Friedens, ganz im Gegensatz zu den Ereignissen des Tages.

Der Tempel ragte vor ihnen auf, still und majestätisch, beleuchtet vom silbrigen Licht des Mondes. Hier, wo sie sich versammelten, schien die Welt wieder in Ordnung zu sein – zumindest für einen Moment. So trat der König vor sie, gehüllt in einen feierlichen, traditionellen Mantel. ,,Oh, was eine Freude. Ihr seid ja schon da! Tretet doch ein. Ihr dürft ausnahmsweise beim Ritual dabei sein!" So betrat das Team den Tempel der Jugend, der deutlich kleiner war, als der Tempel der Ewigkeit. Sie standen auf einer Art Podest am Rand des Raumes. Der Boden war bedeckt von Grabsteinen und ein großer, seidener Kokon hing von der Decke herab. Auf dem großen Podest standen fünf Kelche, gefüllt mit roter Flüssigkeit. Die Uhr schlug 0. 

Sofort nahm der König einen Kelch und trank einen Schluck daraus. Das tat er mit jedem der Kelche. ,,Was ist das denn für eine Flüssigkeit?", fragte Ryoko verwundert. Der König grinste. ,,Um das Ritual einzuleiten, muss ich einen Schluck Blut von fünf Exemplaren des Lieblingstiers der Prinzessin trinken." Tatsuo trat ein paar Schritte zurück. Er hatte bereits eine Vorahnung. ,,U-Und… was ist ihr Lieblingstier?" Der König drehte sich um, mit einem großen Grinsen auf den Lippen. ,,Katzen." Sofort erinnerte sich Tatsuo an die fünf Katzen, die ihm die Soldaten abnahmen. Der Junge fiel auf die Knie und übergab sich.

Alle anderen Sentinels waren schockiert. Doch bevor sie etwas sagen konnten, meldete sich der König wieder zu Wort: ,,Oh, es beginnt, es beginnt! Endlich, nach so langer Zeit, kann ich meinen Traum erfüllen und ein Ritual mit guten Resultaten abschließen!" Außerhalb des Tempels standen Soldaten und sangen eine Art Hymne, während die schreiende Ayame, die wieder bei Sinnen war, zur Spitze des Tempels getragen wurde. Daraufhin hörte man, wie das Mädchen durch eine Luke im Dach in den Kokon fallen gelassen wurde. Miho war extrem besorgt. ,,W-Was ist in dem Kokon drin?" 

Wieder drehte sich der König mit einem gruseligen Grinsen um. ,,Ein Anführer von Morihana muss stark sein und von Gott dazu auserwählt worden sein, weiterzuleben. Der Kokon ist gefüllt mit giftigen Raupen, Larven und Käfern. Ayame muss nun all diese Käfer essen und durch ein Wunder dem Gift widerstehen, um zu beweisen, dass Gott will, dass sie überlebt. Vertraut mir, sie sollte es schaffen. Sie ist schließlich meine leibliche Tochter, haha!" Schreie ertönten vom Kokon. Es waren grausame, laute, verzweifelte und schmerzhafte Schreie. Alle Anwesenden waren schockiert. Miho hielt sich die Hand vor den Mund, Ryoko flossen Tränen aus den Augen und Tatsuo kauerte in einer Ecke. Der Einzige, der sich bewegen zu können schien, war Aki. 

Der Junge stellte sich hinter den König. Er hatte bereits eine leise Vermutung. ,,Ich hätte ein paar Fragen. Wann ist das letzte Mal, dass Ihr in einer Beziehung wart?" Ohne sich umzudrehen, antwortete der Mann: ,,Vor sechs Jahren." Die Vermutung verstärkte sich. So stellte der Junge eine weitere Frage: ,,Und wann ist Ihr Sohn verschwunden?" Wieder antwortete der König: ,,Vor sechs Jahren." Daraufhin drehte sich Aki zu Tatsuo. ,,Wann ist Takafuyu aus familiären Gründen nach Morihana gegangen?" Tatsuo hob den Kopf. ,,Ähm, vor sechs Jahren war das, denk ich."

Sofort verstand der Junge, was los war. Sein Gesicht wurde wütend, extrem wütend. Langsam näherte er sich dem König. In seiner Hand bildete sich eine Energie, als würde der Junge gleich sein Modul erschaffen wollen. Doch jemand legte eine Hand auf seine Schulter, wodurch Aki seinen Angriff abbrach. Es war Yamato, der ein trauriges Gesicht hatte, voller Reue und Schmerz. ,,Hör auf Aki." Sofort schlug der Junge die Hand weg. ,,Warum sollte ich aufhören?! Er hat…" Doch dann erkannte Aki einen kleinen Funken Wut in Yamatos Augen. Der Sentinel-Anführer antwortete: ,,Ja, ich weiß. So gerne ich ihm auch eine reinhauen würde, wir können das nicht. So etwas ist bei Kenkai Alltag. Wenn wir jetzt Gewalt anwenden, verursachen wir vielleicht einen Krieg zwischen Seiryoku und Morihana. Wir haben keine andere Wahl, als zuzusehen und abzuwarten. Es tut mir leid, aber es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, egal was man tut. Manchmal ist es die beste Entscheidung, die Augen zu schließen und nicht dagegen anzukämpfen…"

So floss eine Träne Akis Auge herab. Er setzte sich auf den Boden neben Tatsuo, voller Unverständnis und Wut auf diese grausame Welt und den düsteren Alltag der Kenkai-Mitglieder. Irgendwann hörten die Schreie im Kokon auf. Der König war schockiert. ,,Aya… me…?" Als klar wurde, dass es das Mädchen nicht geschafft hatte, fiel der König auf die Knie. Zuerst atmete er hysterisch, bevor er einen langen, schrillen, hohen Schrei freiließ. Er hörte einfach nicht auf zu schreien. Der König schrie unaufhörlich, seine Stimme hallte durch den Tempel wie das Klagen eines Wahnsinnigen. Seine Hände krallten sich in den Boden, die Augen weit aufgerissen, als er den Verlust seiner Tochter realisierte. Die Sentinels standen wie gelähmt da, die Schreie des Königs durchdrangen die eisige Stille des Raumes. Miho, Ryoko, Aki und Tatsuo konnten nicht fassen, was sie gerade miterlebt hatten.

Yamato, der Anführer, erkannte, dass es keine Zeit mehr zu verlieren gab. Er trat vor die Gruppe und rief ruhig, aber bestimmt: „Wir müssen gehen. Jetzt." Ohne auf Widerworte zu warten, legte er eine Hand auf Akis Schulter und zog ihn mit sich. Aki, der noch immer voller Wut auf das grausame Ritual war, zuckte kurz zusammen, doch Yamatos entschlossener Blick ließ ihn schweigen. Miho und Ryoko nickten nur und folgten ihm wortlos. Tatsuo, blass und sichtlich erschöpft, ließ sich widerstandslos von Miho stützen.

Die Schreie des Königs hallten ihnen nach, als sie hastig den Tempel verließen. Draußen umfing sie die kalte, klare Nachtluft, doch die bedrückende Stimmung blieb. Niemand sprach ein Wort, als sie die Straßen entlang eilten, um zur einzigen Tracky-Station in der Nähe zu gelangen. Der Weg dorthin schien endlos, ihre Schritte schwer, und die Stille der Nacht wurde nur durch das Rauschen des Windes und das leise Klirren ihrer Rüstungen unterbrochen.

Schließlich erreichten sie den Eingang zur unterirdischen Zugstation. Die rostige Metalltreppe, die in die Tiefe führte, schien in diesem Moment wie der einzige Ausweg aus dem Albtraum. Yamato ging als Erster hinunter und überprüfte schnell den Fahrplan. „Wir haben Glück, der nächste Zug kommt bald.", sagte er mit leiser Erleichterung, bevor er den Rest der Gruppe zu sich winkte.

Als der Tracky, der auf Schienen durch das unterirdische Tunnelsystem fuhr, schließlich ankam, stiegen sie schnell ein und ließen sich auf die harten Sitze fallen. Die Erschöpfung war ihnen allen anzusehen, doch niemand brachte ein Wort über die Lippen. Der Zug setzte sich in Bewegung, und das leise Rattern der Schienen vermischte sich mit dem Summen der Maschinen. Jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach, während die Lichter der Tunnel wie Geisterlichter an den Fenstern vorbeizogen.

Aki starrte stumm aus dem Fenster, sein Gesicht angespannt, während er sich mit der düsteren Realität abfand. Miho, die immer noch das Bild von Ayame im Kokon im Kopf hatte, hielt sich eine Hand vor den Mund und versuchte, die Schreie zu vergessen, die noch in ihren Ohren klangen. Ryoko saß mit tränenfeuchten Augen neben Tatsuo, der mit leerem Blick an die Decke starrte.

Yamato beobachtete seine Schüler still. Er wusste, dass sie alle noch lange an diesem Tag zu tragen haben würden. Der Kampf war vorbei, doch der Schmerz und die Brutalität der Welt, in der sie lebten, hatten Narben hinterlassen – Narben, die nicht so leicht heilen würden.

Stunden vergingen, und schließlich tauchten die Lichter von Seiryoku, dem Land, in dem sich Kenkai befand, am Horizont auf. Verglichen mit Morihana wirkte Seiryoku wie eine kalte, unberührte Festung in der Nacht, doch für die Sentinels bedeutete sie in diesem Moment ein Stück Normalität. Der Zug rollte in die Station ein, und mit einem leisen Zischen öffneten sich die Türen.

Yamato stand auf und führte die erschöpfte Gruppe hinaus. „Wir sind fast da.", sagte er leise. „Ruht euch aus. Morgen sprechen wir darüber." So machten sich die Sentinels auf den Weg zu ihren Wohnheimen. So war ihre schockierende erste Mission zu Ende. Dieser Tag sollte für sie für immer in Erinnerung bleiben. 

Auch Yurei war bei seinem Stützpunkt angekommen. Er stand vor dem Thron, auf dem die mysteriöse Person saß, die das Erwachen von Akis Modul mitbekam. ,,Ihr habt also versagt?" Der Mann auf dem Thron hatte eine Niederlage bereits erwartet, doch trotzdem konnte man die Enttäuschung in ihm merken. ,,Ich sehe schon, von euch kann ich nichts erwarten. Schade, als ihr mich um Hilfe gebeten habt, hatte ich kurz Hoffnung, dass die Mondzahnsekte mich auch unterstützen kann. Schließlich haben wir dasselbe Ziel - Aki Hayashi." Yurei schloss kurz die Augen und verbeugte sich. ,,Ich… Ich bitte um Vergebung… Ich wollte nicht…" Doch der Mann hob seine Hand und zeigte mit zwei Fingern nach vorne. Yurei blickte nach oben, woraufhin der mysteriöse Mann seine Hand einfach von links nach rechts bewegte. Das führte dazu, dass Yureis Kopf von seinen Schultern fiel, als wäre er von einer unsichtbaren Klinge getroffen worden.

Daraufhin stand der Mann vom Thron auf und ging in Richtung Ausgang. Hinter ihm ertönte eine Stimme. ,,Was hast du vor?" Das Phantom drehte sich um, nur um eine ihm sehr bekannte Person zu erblicken. ,,Ach, der Sektenanführer. Ich will diesen Ort verlassen und wieder meiner Wege gehen." Auch wenn man sein Gesicht nicht sehen konnte, sah man dem Sektenanführer seine Wut an. ,,Was denkst du eigentlich, wer du bist? Zuerst willst du mit uns kooperieren, um Aki zu fangen, dann bestehst du darauf, auf meinem Thron zu sitzen, nur um meine Leute umzubringen und wieder zu gehen. Wir hatten eine Abmachung!" 

Der Fremde sah den Sektenanführer wütend an. ,,Ich dachte, ihr könnt irgendwas. Ich habe nichts von eurer Hilfe, wenn ich den Jungen leichter bekomme, wenn ich alleine arbeite." Sofort wollte der Sektenanführer den Ausgang versperren, doch der Fremde verschwand plötzlich, nur um dann hinter ihm aufzutauchen. ,,Sei lieber froh, dass ich euch am Leben lasse. Wenn ich wollen würde, könnte ich euch jede Sekunde töten. Hast du mich verstanden, Kagetsuki?" Der Sektenanführer senkte seinen Kopf. Der Fremde meinte alles todernst. So ließ der Wanderer vom Anführer der Mondzahnsekte ab und entfernte sich langsam vom Stützpunkt der Sekte. Am Ende rief der Sektenanführer ihm noch etwas hinterher: ,,Ich werde dir beweisen, dass wir es draufhaben. In drei Tagen werden wir Aki geschnappt haben! Wir werden es dir zeigen!" So begann der mysteriöse Wanderer zu grinsen. ,,Na, das werden wir ja sehen."

Hey, Leute! Die erste Mission ist zu Ende und die Sentinels haben erfahren, in was für einer grausamen Welt sie eigentlich leben. Einer der wichtigsten Charaktere in ganz Akuma wurde etwas mehr gezeigt und der Showdown mit der Mondzahn-Sekte nimmt bald seinen Höhepunkt ein. Es geht ab dem nächsten Kapitel immer nur bergauf, bis der erste Arc von Akuma seinen Abschluss findet!

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