Kapitel 159: Verstecken im Dunkeln

Als ich sie da sitzen sah und sich süß gebärdete, war mir klar, dass sie schauspielerte. Ich hatte genug Zeit unter den Adligen verbracht und genügend Inszenierungen erlebt, um zu erkennen, dass ihre Darbietung kinderleicht zu durchschauen war. Trotzdem ließ ich mich auf ihr Spiel ein, um herauszufinden, was ihr Motiv war.

Während ich mich mit den Dienstmädchen unterhielt, bemerkte ich, wie sie Blicke in meine Richtung warf, also tat ich so, als wäre ich beschäftigt. Doch als sie sich abwandte, ruhten meine scharfen Augen auf ihr. Sie betrachtete die Akten so intensiv, dass klar war, sie brauchte etwas daraus. Aber warum versuchte sie, es heimlich an sich zu nehmen, anstatt danach zu fragen?

Mein erster Gedanke war Diebstahl, doch ich schüttelte den Kopf – ich wollte nicht voreilig urteilen, ich würde abwarten und sehen, welchen Zug sie machen würde.