Julias Sichtweise
Es war warm. So angenehm. Fühlte man sich so, wenn man tot war? Wurde nie was mit Licht am Ende eines Tunnels erzählt? Das spürte ich nicht. Und war ich nicht in den Armen von jemanden?
Langsam begriff ich, dass ich doch nicht tot war. Schon fast traurig darüber öffnete ich die Augen, und sah, wie ich eingekuschelt in den Armen meines Schattens befand.
Er bekam mit, wie ich mich leicht regte, und schaute mich daher an. „Julia?" fragte er vorsichtig. „Schatten." sagte ich nur. Ich war sauer. Mehr als das. Er war schuld. Wie konnte er mich ohne Essen über eine Woche einsperren und auch ohne Holz zum heizen? Warum ließ er mich alleine?
„Es tut mir leid." entschuldigte mein Schatten sich. „Ich hatte bei meinen Tätigkeiten die Zeit übersehen. Nie wollte ich, dass du stirbst." erklärte er. „Was für Tätigkeiten?" fragte ich. „Das würdest du nicht verstehen. Aber sei versichert, dass ich dich nie verletzen würde." sagte er.
Was war denn das für eine bescheuerte Aussage? „Was meinst du?" fragte ich. „Welche Tätigkeiten können denn so furchtbar sein, dass du sie mir nicht erzählen willst?" bohrte ich weiter nach.
„Meine Kleine. Das braucht dich nicht zu kümmern. Iss erstmal was." befahl er, und holte eine Schüssel Hühnersuppe und Brot hervor.
Ich war ja wirklich entkräftet und auch noch bestimmt leicht fiebrig. Daher ließ ich mich widerstandslos füttern.
Als ich alles aufgegessen hatte, spürte ich eine deutliche körperliche Verbesserung. Aber auch wie ich noch Schlaf benötigte. Ich gähnte, und sofort befand ich mich in der Umarmung vom Schatten. Wieder tief eingekuschelt schlief ich ein.